Über die Story

Das Thema ist bekannt: Ein Mann kämpft um seinen Kopf. Das war zu einer bestimmten Zeit von Belgien aus viel bequemer, als es das in Frankreich. Die Gefahr, in Frankreich für einen Mord seinen Kopf unter das Fallbeil zu legen, war sehr groß. Belgien kannte keine Todesstrafe. So manch Verdächtiger flüchtete sich dorthin... Maigret folgte einem dieser skrupellosen Verbrecher.

Die Erzählung erinnert ein wenig an »Der Mann auf der Straße«. Der große Unterschied besteht in der Reaktion des Lesers auf die Verfolgungsjagd. »Die Todesstrafe« erzeugt kein großes Mitleid mit dem Verfolgten, der Unbekannte, auf der Straße, der von Maigret persönlich verfolgt wurde und dessen Abstieg der Leser beobachten musste, zeigt die Unbarmherzigkeit des Kommissars und erzeugt Mitleid mit dem Verfolgten.

Auch diesmal hat sich der Kommissar verbissen und hat sich persönlich in den Fall eingeschaltet. Der Graf d’Oulmont war sehr wohlhabend und in der Pariser Gesellschaft kein Unbekannter. Sein Neffe behauptet zwar, dass er nicht mehr sehr gut beeinander gewesen wäre, aber das ist nun wirklich kein Grund dafür, dass man umgebracht wird. Maigret und sein Team sind sich ziemlich schnell sicher, dass der Neffe, der seinem Onkel keine großen Gefühle entgegen bringt und den der Tod nicht sehr zu schmerzen scheint, ein Hauptverdächtiger für den Mord ist.

Allerdings hat, wenn der Neffe es gewesen war, er sich perfekt auf das Verbrechen vorbereitet. Seine Alibis sind hieb- und stichfest, das seiner Freundin auch. Man kann ihnen nichts anhaben, kann sie noch nicht einmal im Land festhalten. Deshalb sieht Maigret seine Chance gekommen, als sie beider Kriminalpolizei vorsprechen und darum bitten, dass man ihnen die Ausreise erlaubt.

Es geht nach Brüssel und die beiden dürfen ziemlich erstaunt gewesen sein, dass auch der Kommissar mit in ihrem Abteil saß, seine Pfeife auspackte und anfing, sie zu beobachten. Kein schönes Gefühl – Psychoermittlung pur.

Jehan d’Oulmont hieß der Verdächtige, auch aus guter Familie, aber verstoßen worden, da er sich mit Sonja Lipschitz einließ. Die Frau hatte keinen guten Ruf und ließ sich von einem Kaufmann aus Antwerpen aushalten. Der Sohn wurde verstoßen und musste zusehen, wie er zurecht kam: kein gutes Bild gab dabei ab, dass er angefangen hatte Jura zu studieren, aber von der Universität in Leuven geschasst wurde – schlechtes Benehmen. In Folge trieb er sich rum und erlaubte sich, den Titel eines Grafen anzunehmen, den er gar nicht tragen durfte.

In Brüssel wendet der Kommissar sein altes Erfolgsrezept an. Er wartet, bis den anderen das Geld ausgeht. Dann sind die Menschen zum Handeln gezwungen. Maigret ist neugierig. Der andere kämpft um seinen Kopf.