Über die Story
Der Kommissar war auf dem Heimweg aus Bordeaux aus Paris und hatte, auch nach dem heftigen Drängen seiner Frau, die Einladung eines Freundes angenommen, ihn zu besuchen. Sein Freund Chabot wartete schon seit Jahren auf ihn, nun war die Gelegenheit da. Richtig Lust hat er aber nicht: in Bordeaux wohnte Maigret einer internationalen Polizei-Konferenz bei, aber seine Freunde, die er dort erwartete, waren nicht gekommen – stattdessen war er mit »Jungvolk« konfrontiert, das ihn höflich und respektvoll behandelte, aber nicht ihn nicht in ihre Reihen aufnahm. Halt so, wie man eine Respektperson behandelt. Es gab reichlich zu essen und viel Weißwein.
Im Zug nach Fontenay-le-Comte saß er mit einem älteren Mann zusammen, der ihn die ganze Zeit aufmerksam beobachtete. Maigret glaubte, er würde ihn ansprechen, aber es dauerte eine ganze Weile, bevor der Mann, der durchaus vornehm wirkte, sich ein Herz fasste und sich folgender Dialog entspann:
»Man hat sie also kommen lassen…«
Er fuhr auf. Er musste seinen Reisegefährte die ganze Zeit über unbewusst angesehen haben, worauf sich dieser entschlossen hatte, ihn anzusprechen.
Es schien ihm selbst peinlich zu sein. Er glaubte, seiner Stimme einen ironischen Unterton geben zu müssen.
»Pardon?«
»Ich sagte, ich ahnte schon, dass sie jemanden wie Sie rufen würden.«
Und als Maigret immer noch nicht zu verstehen schien:
»Sie sind doch Kommissar Maigret?«
Warum sollte man ihn holen ? Die Antwort bekommt er von Hubert Vernoux de Courçon, seinem Reisegefährten, geliefert: Im Dorf hatten sich bis dato zwei Morde ereignet, die die Kleinstadt-Bevölkerung in Unruhe versetzte und Rage verbrachte. Die Hauptverdächtigen werden im Hause der Courçons vermutet, gegen die aber nichts unternommen wird.
Damit ist nicht nur die Familie von Maigrets Reisegefährten im Rampenlicht, sondern auch Maigrets Freund und Studienkollege Chabot, der als Mitglied des Establishments davor zurückscheut, etwas gegen die Courçons zu unternehmen.
Erstes Opfer war der Sonderling Robert de Courçon, der seit Jahr und Tag, gegenüber den anderen Courçons lebte und jede Gelegenheit nutzte, diese zu ärgern. Wie er wurde auch die Witwe Gibon erschlagen – konnte man sich denken, dass Robert umgebracht wurde, weil er den Verwandten auf den Nerv ging, war der Mord an der alten Frau sinnlos.
Der dritte Mord ereignet sich, während Maigret die Atmosphäre in Fontenay genießen darf: der Landstreicher Gobillard wird umgebracht. Nun geht der Untersuchungsrichter von einem Verrückten aus: dem schließt sich auch die Bevölkerung an, hat dabei aber den Psychiater Alain Vernoux im Auge. Er war es, der den Landstreicher tot aufgefunden hatte, und ihm wird ein gewisser Hang zur Verrücktheit nachgesagt.
Dann kommt das Schlimmste überhaupt, die Bankrott-Erklärung für jeden Polizei- und Justiz-Apparat: die Bürger organisierten eine Wache. Was Maigret Angst macht, ist die Tatsache, dass sich das Volk auf sein Ziel konzentriert – die Courçons. Denn nur vor dessen Tür steht eine Woche, nur deren Familienmitglieder stehen unter Verdacht. Alain Vernoux nimmt es zu dieser Zeit mit Humor, die stete Anwesenheit von Wächtern könnte ihm ein Alibi verschaffen, wenn der Mörder nochmals zuschlage.
Maigret ist da nicht ganz so optimistisch.