Über die Story
Ein Maigret-Ruhestands-Roman und wenn man Ruhestand sagt, dann meint man normalerweise auch Ruhe. Der Kommissar a.D. war aber weit davon entfernt, sich zum alten Eisen zu zählen und nahm einen Auftrag an, der ihn in die amerikanische Metropole führte. Dort ging es nicht so behäbig zu wie in der französischen Hauptstadt, sondern er versank in einer rauen, gewalttätigen Gangsterwelt. Ein Spaziergang war dieser Auftritt des Franzosen in New York nicht.
Seit einem Jahr im Ruhestand, wird Maigret von Jean Maura und seinem Vertrauten, dem Notar d’Hoquélus, in Meung-sur-Loire aufgesucht. Der junge Mann, 19 Jahre alt und in Paris Jura studierend, macht sich um seinen Vater Sorgen, der Unternehmer in New York ist und in der letzten Zeit merkwürdige Briefe schreibt. Die Andeutungen, die in den Briefen gemacht werden (...»wenn ich einmal nicht mehr bin…«), machen dem Jungen Angst. Nur ungern lässt sich Maigret stören, eine Reise nach New York reizt ihn aber schon.
Kaum ist er in New York angekommen, muss er sich allerdings fragen, warum er diesen Auftrag angenommen hat und wohin sein »Sitter«-Objekt entschwunden ist. Kindermädchenqualitäten hat er nicht.
Maigret macht sich auf den Weg in das Stammhotel des Vaters. Dort wird er außerordentlich kühl empfangen. Der Vater lässt sich von seinem Sekretär verleugnen. Dieser – MacGill – macht auf Maigret einen merkwürdigen Eindruck. Sein Misstrauen wird zusätzlich durch die misslungenen (oder dilettantischen) Lügen bestärkt.
Im Nebenzimmer waren Schritte zu hören. Maigret merkte, wie MacGill sich verfärbte, während er ängstlich lauschte und auf den vergoldeten Türknauf starrte, der sich langsam drehte. Die Tür ging auf.
»Komm einen Augenblick, Jos!«
Ein mageres, nervöses Gesicht, blondes, von weißen Fäden durchzogenes Haar. Zwei Augen, die sich auf Maigret hefteten, eine Stirn, die sich runzelte. Der Sekretär sprang auf, der andere aber kam, Maigret fixierend, näher.
»Mir scheint…« begann er, als strenge er sein Gedächtnis an.
»Kommissar Maigret von der Pariser Kriminalpolizei, genauer: Ex-Kommissar Maigret, denn ich bin seit einem Jahr im Ruhestand.«
John Maura war klein, unter Mittelgröße, sehr dünn, aber anscheinend ungewöhnlich energiegeladen.
Das Verschwinden des Sohnes interessiert den Vater offensichtlich überhaupt nicht, vielmehr ist er an einer schnellen Abreise Maigrets interessiert. Dieser ist in dieser Hinsicht ein Sturkopf. Er zieht in eine kleines, billigeres Hotel und ruft einen Freund beim FBI an. Bei einem Abendessen erläutert O’Brien – der FBI-Mann – Maigret den Aufbau des Polizeiapparates in den Vereinigten Staaten und singt eine Hymne auf die verbrieften Rechte des Bürgers. Das FBI kann Maigret bei der Suche nach dem verlorenen Sohn nicht helfen und gibt keine Informationen über den Vater, da der sich nichts zu schulden hat kommen lassen.
Dafür empfiehlt O’Brien Maigret einen Privatdetektiv, der französisch spricht, gut sein soll und obendrein noch günstig. Das so viel gute Eigenschaften einen Haken haben, ahnt Maigret. Der Mann ist schüchtern, trinkt gern einen über den Durst und fängt dann an zu weinen. Bevor er Privatdetektiv wurde, war der Mann Clown.
Die Schritte, die Maigret unternimmt, werden überwacht. Da wo er auftaucht, liegen Leichen. Maigret ist in Eile.