Über die Story
Im Milieu der Diebe gab es einige Originale. Da wäre beispielsweise der, der sich in der Wohnung seiner »Klientel« einschloss, während diese im Urlaub weilte. In der Zeit leerte der Mann die Speisekammer und den Weinkeller seiner unfreiwilligen Gastgeber. Cuendet war dieser Dieb. Im Anschluss kehrte er an den Herd seiner Mutter zurück und brav gab sein Haushaltsgeld ab. Solche disziplinierten Diebe fasste die Kripo selten und es traf Maigret sehr, als er eines Tages in einem Stadtpark vor der Leiche Cuendets stand. Wahrscheinlich, dachte sich Maigret, war der Mann bei einem seiner Brüche auf irgendetwas gestoßen ...
Die Zeiten sind andere geworden, die Kommissare sind zu lästigen Handlangern der Staatsanwaltschaft geworden und auch in der Unterwelt ist es nicht mehr so wie früher. An diese alten Zeiten denken nicht nur die Alten in der Kriminalpolizei, sondern auch die in der Unterwelt.
Bei Maigrets klingelt mitten in der Nacht das Telefon. Ein alter Kollege von Maigret ist am Apparat und berichtet von einem Toten im Bois de Boulogne. Da ihm die ganze Geschichte nicht ganz geheuer vorkommt, bittet er Maigret sich den Toten näher anzuschauen. Dies aber inoffiziell, da die Inspektoren der Bezirksreviere Kommissare des Quai nicht ohne Rechtshilfeersuchen der Staatsanwaltschaft hinzuzuziehen haben.
Maigret trifft vor der Staatsanwaltschaft ein und erkennt einen alten Bekannten wieder: Honoré Cuendet. Diesem konnte, bis auf einen Jugendlapsus, bisher nie einer seiner Coups nachgewiesen werden. Da Cuendet nie mit Komplizen und Mitwissern arbeitete, schloss Maigret eine Gangsterabrechnung aus. Ganz anders die Staatsanwaltschaft. Ein toter Vorbestrafter mit eingeschlagenem Kopf im Park: Gangsterabrechnung, ganz klar. Völlig uninteressant, damit lässt sich keine Karriere machen. Davon abgesehen ist es geradezu empörend, dass sich ein Kommissar des Quai einmischt, der doch weit wichtigere Fälle zu lösen hat, wie zum Beispiel die Bandenüberfälle auf Geldtransporter.
Maigret macht sich davon, untersucht aber nebenbei – so als Hobby – den Mord an Cuendet. Um die Täter zu finden, muss ausfindig gemacht werden, was Cuendet eigentlich so trieb. Maigret ist überzeugt, dass sein Tod mit dem aktuellen Objekt der Begierde zusammenhing. Cuendet hatte die Eigenschaft dieses wochenlang auszukundschaften und in dem Augenblick in die Wohnung oder das Haus einzudringen, in dem alle Haus- bzw. Wohnungsbewohner anwesend war. Er nahm, während die Bewohner schliefen, alles was ihn interessierte mit, sogar wenn dieses auf dem Nachtschränkchen lag. Eine höchst eigenwillige Methode.
Nach seinen Beutezügen kehrte Cuendet an Mutters Herd zurück, gab dieser Haushaltsgeld und las den lieben Tag über viele Zeitungen und Illustrierte, sowie erfreute sich an den verschiedensten Reisebeschreibungen.
Maigret fahndet nach den Bandenmitgliedern, die ihn nur leidlich interessieren, und macht im Fall »Cuendet« erstaunliche Entdeckungen.