Über die Story
Concarneau, 23 Uhr, stürmisches und ungemütliches Wetter. Ein stadtbekannter Weingroßhändler verlässt sein Stamm-Café, und macht sich auf den Heimweg. Er schlüpft kurz in einen Hauseingang, um sich eine Zigarette anzuzünden. Ein Schuss fällt, der Mann fällt getroffen zu Boden. Rauchen ist ungesund.
Kommissar Maigret organisiert in diesem November die Mobile Einsatzbrigade in Rennes neu, und kommandiert sich zu diesem Fall ab.
Maigret stieg natürlich im Hôtel de l’Amiral ab, dem besten der Stadt. Es war fünf Uhr nachmittags, und die Nacht war schon hereingebrochen, als er das Café betrat, einen langgestreckten, ziemlich düsteren Raum mit grauem Fußboden, der mit Sägemehl bestreut war, und mit Marmortischen die durch die grünen Fensterscheiben noch trüber wirkten.
Mehrere Tische waren besetzt. Auf den ersten Blick erkannte man jenen der Stammkundschaft, seriöser Gäste, deren Gespräch die übrigen mitzuhören versuchten.
Einer der Stammgäste – Jean Servières (Journalist) – erhob sich, begrüßte Maigret und stellt die übrigen Teilnehmer der Runde vor.
»Kommen Sie doch, damit ich Ihnen unsere Runde vorstellen kann… Das letzte Fleckchen für lustige Burschen aus Concarneau… Das ist Le Pommeret, der unverbesserliche Schürzenjäger, Rentner von Beruf und Vizekonsul von Dänemark…«
Der Mann, der aufstand und die Hand ausstreckte, war gekleidet wie ein Landjunker: karierte Reiterhosen, eng anliegende Gamaschen ohne auch nur einen Schlammspritzer, Vorhemd mit Krawatte aus weißem Pikee. Er hatte einen hübschen silbrigen Schnurrbart, sorgfältig geglättetes Haar, eine helle Gesichtsfarbe und vom Kupferausschlag rot gezeichnete Wangen.
»Sehr erfreut, Kommissar…«
Und Jean Servières fuhr fort:
»Doktor Michoux… Sohn des ehemaligen Abgeordneten… Arzt ist er übrigens nur auf dem Papier, denn er hat noch nie praktiziert. Sie werden sehen, er wird Ihnen zu guter Letzt noch Land verkaufen. Ihm gehören die schönsten Grundstücksparzellen von Concarneau und vielleicht sogar der Bretagne…«
Eine interessante Runde, aber im Lokal sind noch einige interessante Dinge zu entdecken:
Maigrets Blick fiel auf einen gelben Hund, der am Fuß der Kasse lag. Er blickte auf und sah einem schwarzen Rock, eine weiße Schürze, ein Gesicht ohne jeden Liebreiz, das dennoch so anziehend war, dass er es während des Gesprächs, das nun folgte, fortwährend betrachtete.
Und jedes Mal, wenn er den Kopf abwandte, starrte ihn das Serviermädchen mit fieberndem Blick an.
Maigret setzt sich in das Café, das zum Hotel gehört, und beobachtet die Runde. Die Ermittlungsarbeit lässt er einen jungen Inspektor aus Rennes erledigen. Das was draußen vor sich geht, interessiert Maigret nicht. Die Vorgänge in dem Café sind interessant, wie sich der Doktor, Journalist, Rentner und Hund geben. Letzterer taucht auf, und verschwindet wieder, wie es ihm beliebt. Keiner weiß, wem der Hund gehört, und wohin und zu wem er jedes Mal entschwindet.
Abgelenkt wird Maigret von seinen auf den Hund gekommenen Gedanken ziemlich schnell. Der Doktor entdeckt in den Gläsern mit Pernod Kristalle, die dort nicht hingehören. Der Apotheker wird gerufen, die Flaschen des Cafés untersucht und festgestellt, dass einige Strychnin enthalten. Die nocheinmal davongekommenen, wechseln häufiger die Farbe und rätseln, wer ihnen Böses wollte.
Der Bürgermeister ist ungehalten. Maigret sitzt im Café, beobachtet die Wichtigen der Stadt an ihrem Stammtisch, statt die Mordanschläge zu untersuchen. Partout will Maigret nicht den großen Unbekannten verhaften, den der Bürgermeister im Verdacht hat, und der sich aus dem Gewahrsam der Polizei gewaltsam befreit hat. Nachdem das Auto des Journalisten verlassen aufgefunden wird, dessen Vordersitze mit Blutspritzern aufweisen, und der Vizekonsul von Dänemark an einer Vergiftung stirbt, macht sich Maigret zu einer nächtlichen Expedition auf.