Über die Story
Es geht um die von der alten Riege und um die Jungen, die dynamisch aufstreben, den Alten neue, vermeintlich bessere Regeln aufdrückend. Ein Thema, welches in Maigret-Erzählungen immer wieder thematisiert wird. Der Kommissar als Fremder im eigenen System, zurückgedrängt von Untersuchungsrichtern und Staatsanwaltschaft. Natürlich gab es auch früher schon solche Untersuchungsrichter, wie zum Beispiel Coméliau, der aber auch nicht mehr im Dienst ist und seine Zeit damit verbringt, mit einer Frau mit lila Haaren Hunde auszuführen.
Das Opfer in dieser Erzählung ist auch ein Opfer des Wandels der Zeiten. Der Keksfabrikant Léonard Lachaume wurde am Morgen von der Hausdienerin tot in seinem Bett aufgefunden – erschossen. Der Kommissar trifft auf eine düstere Atmosphäre in einem großen aber verkommenen Haus. Selbst die hier Lebenden haben etwas Antiquiertes, Angestaubtes und Verbrauchtes an sich. In diese Stimmung herein platzt Maigrets neuer Untersuchungsrichter namens Angelot. Gut das noch einiges so geblieben ist, wie es sein sollte.
Der junge Beamte, der gerade zum Richter ernannt worden war, reichte ihm eine gepflegte, kräftige Hand, die Hand eines Tennisspielers, und Maigret dachte erneut, dass eine frische Generation dabei war, die alte abzulösen.
Allerdings erschien der alte Dr. Paul auch gleich, außer Atem zwar, aber munter, mit gierigen Augen und Lippen.
»Wo ist der Kadaver?«
Respekt vor den Toten kann man das nicht nennen, aber der Gang der Geschichte muss ja erst noch erweisen, ob der Name Lachaume, den Respekt verdient, den man ihm nachsagt. In Maigrets Augen kann es nicht so »doll« sein, denn zum einen haben die Kekse schon immer nach Pappe geschmeckt (eine subjektive Einschätzung, die Maigret im Trauerhaus nicht von sich gibt) und zum anderen stellt sich ziemlich schnell heraus, dass die Keksfabrik von der Hand in den Mund lebt. Löhne werden den Angestellten teilweise mit großer Verspätung gezahlt, die Familie steht bei den Händlern im Viertel regelmäßig in der Kreide.
Also: wer bricht in ein düsteres Haus ein, welches man nicht einmal bei Tage betreten will, um etwas zu stehlen, was dort nicht zu finden ist? (Es könnte natürlich das Keksmonster aus der Sesamstraße sein, aber dazu hätte es ja nicht in das Schlafzimmer des Fabrikanten eindringen müssen, die Fabrik hätte gereicht. Wäre auch gerade richtig gewesen, denn die Kekse in der Sesamstraße sahen mir auch immer nach Pappe aus, aber das zur am Rande.) Die Keksfabrik kann sich nur deshalb halten, weil man die Söhne wohlhabend verheiratete und die Mitgift für die Firma verwendete. Die Frau Léonards war schon vor Jahren verstorben, eines nennenswerte Erbschaft gab es nicht, da der wohlhabende Vater der Frau noch lebte. Der Bruder Léonards, der schwächliche Armands, hatte eine ungefähr Pelzhändlertochter geheiratet, die auf ein Vermögen von ungefähr 300 Millionen Francs zurückgreifen könnte. Aber will sie auch?
Maigret bekommt heraus, dass zu der Familie auch noch ein schwarzes Schaf gehört, eine Tochter, die sich im Alter von achtzehn Jahren aus dem Staub gemacht, weil sie nicht gewillt war einen reichen Schrotthändler zu heiraten. Die mollige, heitere Dame arbeitet als Animierdame in einem Klub für Damen und interessiert sich schon dafür, wer ihren Bruder umgebracht hat, aber nur aus Neugierde. Sie ist es, die den Kommissar den Faden der Lösung in die Hände spielt.
Während der Untersuchungsrichter an einen Einbruch mit tödlichem Ausgang glaubt, ist sich Maigret sicher, dass das Verbrechen seinen Ursprung im Kreis der Familie hat – und er löst den Fall, obwohl er Untersuchungsrichter Angelot im Nacken hat.