Claude Chabrol und Georges Simenon
Zusammenfassung
In dem Gespräch zwischen Georges Simenon und Claude Chabrol wird deutlich, dass Simenon seine Romane aus der Perspektive der Charaktere entwickelt, ohne im Vorfeld die Handlung zu kennen. Chabrol lobt diese Herangehensweise, da sie es ihm ermöglicht, beim Verfilmen den Fokus auf die Charaktere zu legen und nicht nur auf die Handlung. Simenon kritisiert, dass viele Filmproduzenten mehr Wert auf eine »starke Story« legen, anstatt sich in die Charaktere zu vertiefen, was ihm jedoch essenziell erscheint, um das Publikum zu fesseln. Er beschreibt, wie er während des Schreibens vollkommen in seine Figuren eintaucht, was sogar physische Auswirkungen hat, wie der Verlust von knapp einem Kilogramm Gewicht pro Sitzung. Chabrol bewundert Simenons Fähigkeit, sich der Charakterfindung so hinzugeben, dass der Leser das Gefühl hat, die Geschichte selbst zu durchleben. Sie diskutieren auch über die Struktur und den Rhythmus von Simenons Schreibweise, die eine musikalische Qualität hat und durch sorgfältige Zeichensetzung geprägt ist. Simenon erwähnt seine akribische Forschung insbesondere in psychologischen Themen und wie wichtig es ihm ist, die psychische Entwicklung seiner Charaktere authentisch zu gestalten. Chabrol hebt hervor, dass Simenons Darstellung des Wahnsinns im »Hutmacher« extrem präzise wirkt. Beide stimmen darin überein, dass es schwierig ist, Normalität exakt zu definieren, da sie von Kontext und Zeitepoche abhängt. Schließlich merkt Simenon an, dass einige Verbrechen Ausdruck von verschleiertem Selbstmord sind, da die Täter oft nicht den Mut finden, sich selbst zu töten.