Der Dazuverdiener

Da sind, schaut man sich das Inhaltsverzeichnis von „Der Richter und die 13 Schuldigen“ an, eine Menge Ausländer unterwegs. Fünf von fünf – bei den ersten Erzählungen des Bandes. Der Hauptverdächtige in dem nun folgenden sechsten Fall könnte für diejenigen, die die Erzählung noch nicht gelesen haben, im besten Fall als Elsässer durchgehen. Aber eigentlich ist es ein deutsch-österreichischer Schweizer oder ein schweizerischer Österreich-Deutscher – genau lässt sich das nicht sagen, außer dass es nicht nur damals eine recht außergewöhnliche Kombination gewesen ist. (Wie dem auch sei: In mindestens vier weiteren Fällen, nach diesem, dürfte der Richter mit ausländischen Mitbürgern oder Menschen mit migrantischen Wurzeln zu tun haben.)

Titelgebender Arnold Schuttringer hatte einen deutschen Vater und eine österreichische Mutter. Geboren wurde er in Zürich. Studiert hatte er zuerst in Nürnberg (Chemie) und später in Bonn (Medizin). Um dieses Studium fortzusetzen, hat er sich nach Paris begeben. Froget frage ihn, warum er nach Paris gekommen wäre und Schuttringer meinte, dass Bonn eine »reine Universitätsstadt« wäre und er dort keine Möglichkeit gesehen hatte, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dazu war er gezwungen, da sein Vater gestorben wäre und seine Mutter selber schauen musste, wie sie über die Runden kommt. Das wäre der Grund, warum er sich in der Universität als Laborgehilfe zur Verfügung gestellt hatte und in der Apotheke die Nachtschichten übernahm. 

Das schöne an der Arbeit in der Apotheke, so gab Schuttringer an, war, dass man dort auch schlafen konnte. Die Nachtschichten musste der junge Mann ausüben, da es eine 24-Stunden-Pharmacie war, und deshalb auch mitten in der Nacht Medikamente im Labor hergestellt werden mussten.

Für Schuttringer hatte die Arbeit einen zweiten netten Effekt: Er konnte sich mit der Verkäuferin Madame Joly verlustieren, die zwar verheiratet war, aber mit dem – eigentlich nicht so attraktiv geschilderten – Kollegen verlustieren konnte. Und nimmt Attraktivitätsfakt und fügt ihm ein bisschen Sprachspielerei hinzu, dann ist das mit der Geliebten ganz amüsant. 

Besagte Dame hatte, wie eingangs erwähnt, einen Ehemann und der hatte so seine Vermutungen. Deshalb versuchte er seine Frau zu kontrollieren und war auch schon in der Apotheke gewesen, um Schuttringer zu bedrohen. Der hatte aber keine Lust darauf.

Wie dem auch sei: Madame Joly war nach Hause gegangen, dort aber nicht angekommen, Schuttringer war zur Uni gegangen, der Ehemann stellte fest, dass seine Frau vielleicht über alle Berge verschwunden war, da fand ein Mitarbeiter der Apotheke im Keller eine Leiche. Dabei zog er sich Verletzungen zu, da mit Schwefelsäure hantiert worden war. Das war der Grund, warum Arnold Schuttringer auf dem Stuhl vor dem Richter saß.

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Wiederum ein interessanter Fall. Der Richter ist diesmal streng und wirkt unnachgiebig. Ob Simenon bewusst auf den Fakt baut, dass es attraktive Menschen leichter im Leben haben? In diesem Fall scheint das auf jeden Fall so zu sein. 

Offenbar darf man bei den Geschichten nicht davon ausgehen, dass der Richter immer den richtigen Schuldgen vor sich hatte. Der Titel des Buches mochte das suggerieren, aber stimmen musste das ja nicht. Also allein aus der Tatsache generiert sich nun schon eine gewisse Spannung. Abgesehen davon haben wir wieder einen Fall, bei dem Froget einen Fall löst, der logisch konstruiert ist. 

Und, nun ja, Happy Ends darf man wohl nicht erwarten.