Über die Story
Von weit, weit her kam er. René de Ritter hatte viel gesehen, mehrmals die Welt umkreist und war dem Reichtum mehrmals so nahe gewesen, dass man sich fragte, warum, warum nur, kam er hier her zurück. Hatte er nicht genug mit seinem Leben auf Hawai, wo er als Gerichtsschreiber mehr verdiente, als man sich wünschen konnte und er ein angesehener Mann war? Da kommt er zurück in seine Heimatstadt um seinen Ruf zu »erneuern«. Ob positiv oder negativ, Hauptsache Ruf könnte man sagen.
Er war mit einer Frau aus Clermont gekommen, Léa, die er dort in einem Puff aufgegabelt hatte. Die ganze Zeit fragte sie sich, warum sie diesem unbekannten Mann gefolgt war und warum er unbedingt in diesem sterbenslangweiligen Nest herum hing. In Clermont, das war ihre Meinung, war es viel, viel interessanter. Das mochte sein, aber de Ritter hatte hier seine Mission zu erfüllen.
De Ritter war ein angenommener Name, denn auch bis hierher hatte es sich herumgesprochen, dass René Chevalier in Panama zu Gefängnis verurteilt worden ist. Glück hatte er gehabt, man hatte ihn abgeschoben und er ist ins gemachte Nest auf Hawaii gefallen, aber der Ruf war in dieser Stadt lädiert. Bevor man sich da zu erkennen gab, sollte man erst einmal das Terrain studieren. Das war ein bisschen schwierig, denn de Ritter kam nicht nur mit einer unbekannten Frau in der Stadt an, sondern auch mit sehr wenig Geld. Léa schickte er gleich am ersten Abend los, um bestimmte Erkundigungen einzuziehen. Er machte sich auf in seine alte Heimatstraße und strich um das Haus seiner Eltern herum. Dann nahm er sich im einzigen Hotel in der Nähe ein Zimmer. Das Hotel gehörte »putzigerweise« seinem alten Freund Albert, der ihn nicht wiedererkannte, und das nimmt sich De Ritter prompt vor, erst einmal gehörig ausgenommen gehört.
Er probiert aber zuerst an anderer Stelle. Er ging in eine Kneipe und verwickelte den Wirt in ein Gespräch. Dann holte er einen Stein aus der Tasche:
»Früher besaß ich zwei. Und nun stellen Sie sich vor: Eines Tages in Kairo vertraue ich den einen dem Hotelportier an und bitte ihn, mir drei oder vier Pfund zu leihen… Nicht einmal fünfhundert Francs! Den Smaragd sollte ich am folgenden Tag wieder einlösen. Aber am folgenden Tag hatte der Mann frei und war nicht da… Und ich erhielt ein Telegramm und musste das nächste Schiff nehmen… So ist dieser Bursche für ein Stück Brot an einen Smaragd gekommen, der einige Tausender wert ist!...«
Bei dem Wirt klappt es nicht, aber dann beginnt er ein Spiel mit Albert. Nicht mit dem Smaragd, das wäre zu billig. Er quartiert Léa in das Hotel ein und es dauert keinen Tag, das ist der Hotelier wie umgewandelt: er pfeift, parfümiert sich, kommt adrett aus dem Ankleidezimmer. Seiner Frau ist klar, dass das nicht an ihrer Ausstrahlung liegt und befürchtet das Schlimmste. Da begeht sie den Fehler und wendet sich an de Ritter. Ob er denn nicht vielleicht dafür sorgen könnte, dass dieses Frauenzimmer verschwindet. Aber ja, sagt er, aber er denke sich, dass die Frau sicher dafür eine gewissen Entschädigung haben wolle. Die Frau, nicht aus armen Elternhaus, ist bereit zu zahlen und zuckt auch nicht zusammen, als de Ritter plötzlich 10000 Francs sagt – eine Menge Geld, wie ich einmal anmerken will. Damit hat er sich das nötige Startkapital verschafft, um in andere Kreise aufzubrechen. Er hat sich vorgenommen, die Medienszene der Stadt auf Trab zu bringen, saniert nebenbei noch ein Schuhgeschäft und sieht zu, dass Léa mit ihrem Albert zu tun hat, obwohl sie eigentlich schon lange abgefahren sein sollte.
Seine Mutter, bei der er zwischenzeitlich auch einmal war, sieht diesem ganzen Treiben mit großer Skepsis zu. Sie erwartet nichts gutes, und ich weiß nicht warum, aber negativ eingestellte Menschen haben doch häufig recht. Ihr Sohn wird sie in dieser Hinsicht nicht enttäuschen.