Über die Story
Seine Frau war krank, so pflegte denn der Schleusenwärter nicht nur die Schleuse, sondern auch seine Frau. An dem Tag, der die Gegend in Aufruhr versetzen sollte, war er um sechs Uhr morgens auf den Beinen. Erst glaubte er sich zu verhören, aber dann vernahm er es immer deutlicher. Vom Fluss her kamen Hilferufe. Die »Astrolabe« trieb auf dem Fluss und der alte Claessens stand an Bord und rief um Hilfe. Eine Katastrophe für den Schleusenwärter, denn die »Astrolabe« behinderte den ganzen Verkehr auf dem Fluss. So erzählte er seine Geschichte schon seit zwei Tagen denen, die sie hören wollten: Journalisten, Polizei, Staatsanwaltschaft. Die Tatsache, dass auf dem Fluss neben dem alten Claessens auch noch zwei Erhängte gefunden wurden, interessierte den alten Schleusenwärter nicht sehr. So etwas kommt halt vor.
Die Spuren waren schon kalt, als Kommissar Maigret mit der Untersuchung beauftragt wurde. Der alte Claessens hatte nicht mitbekommen. Er war mit dem Opfer – – um zehn Uhr abends zum Schiff zurückgekehrt und hat sich neben sein Pferd gelegt und ist eingeschlafen. Da er sturzbetrunken war, gab es keine lange Einschlafphase. Er war gleich weg und konnte keinerlei Angaben dazu machen, was sich in der Nacht abgespielt hat.
Für die Leute aus der Umgebung ist es allerdings klar. Ein gewisser Gradut kann es nur gewesen sein. Dieser wurde Maigret als kleiner und hinterlistiger Fiesling beschrieben, der ein Verhältnis mit Aerts Frau hatte. Diese war übrigens das zweite Opfer. hatte es natürlich nur auf das Geld von Aerts abgesehen, von dem gemunkelt wurde, dass er hunderttausend Francs besäße. Man hatte Gradut schon vor Maigrets Ankunft gefasst, in einem Wald halbverhungert. Nur hatte er kein Geld bei sich.
Er war mit Emile Gradut genauso hart gewesen wie die anderen. Zwei Stunden lang hatte er ihm die Hölle heiß gemacht. Zu Beginn des Verhörs hatte er es mit der sanften Tour versucht, wie man am Quai des Orfèvres sagt.
»Hör zu, Alter. Du bist in die Sache verwickelt, das ist klar. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass du die beiden umgebracht hast.«
»Ich hab nichts getan!«
»Du hast sie bestimmt nicht umgebracht. Aber gib zu, den Alten hast du ein bisschen angerempelt. Seine Schuld übrigens. Er hat euch gestört, du wolltest dich verteidigen und ...«
»Ich hab’ nichts getan!«
Die Taktik, die Maigret wählte, wirkt nicht sehr geschickt. Ein bisschen den Alten angerempelt und durch einen dumme Zufall soll Aerts in die Kette gefallen sein und sich erhängt haben. Ein Unfall? Darauf fällt auch ein so ausgemachter Dummkopf wie Gradut nicht herein. Da hilft es Maigret auch nicht, dass er die Gangart in dem Verhör etwas verschärft.