Der sanfte Ausbrecher

Wer auf's Meer fährt um zu Angeln, sucht Ruhe und Erholung – Profis haben auch ihren Lebensunterhalt im Sinne. Boussus war aber keiner, der auf dem Wasser arbeiten musste. Er genoss sein Leben. Mit einem großzügig ausgestatteten Proviantkorb, der Brot, Käse, Sardellen und reichlich Wein enthielt, machte er sich auf dem Weg zu seinem Weg und sorgte für eine Geschichte, die die Bewohner von Porquerolles noch lange beschäftigen sollte.

Der Titel kam mir zum ersten Mal bei der Bearbeitung der Bibliographie unter: Wer würde versuchen und wer würde es schaffen, einen Eisschrank zum Schwimmen zu bewegen? Was ich übersah, waren die Anführungszeichen um das Wort Eisschrank. Damit war klar, dass es sich wohl um ein besonderes Gefährt, zum Beispiel um ein Boot oder Schiff, handeln musste.

Für die Geschichte, die erzählt wird, gab es laut dem Erzähler keine Zeugen. Trotzdem, so beteuerte er, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass einem Besucher von Porquerolles die Geschichte erzählt werden würde. Schönheitsfehler, wie immer bei einer solchen Geschichte, wäre, dass jeder Erzähler sie etwas anders erzählen würde. Die Details würden sich unterscheiden, der Kern der Geschichte, wäre jedoch wahr.

Zu früher Morgenstunde machte sich der dicke Boussus auf dem Weg zu seinem Boot. Er war weder richtig angekleidet, noch hatte seine Morgenwäsche vorgenommen. Ausgestattet mit einem Proviantkorb, welcher reichlich bestückt war, machte er sich auf den Weg zu den Schiffen. Das gehörte alles zu Routine und keinen der Bewohner irritierte das.

Boussus war Besitzer und Kapitän des »Eisschrankes«, wie das Boot des Mannes von den Bewohnern der Insel genannt wurde, dessen offizieller Name aber »Girelle Royale« war. Jeder machte sich lustig über das schwimmende Etwas und Boussus verteidigte sein Boot jedes Mal energisch.

An dem bewussten Morgen machte sich Boussus wie fast immer auf den Weg zur Pointe des Mèdes, einem hohen Steilfelsen. Er mochte den Platz und der Fels spendete dem Angler Schatten. Das Wasser war klar und man konnte auf den Boden in zwanzig Meter Tiefe schauen, auf dem sich jeder Stein erkennen ließ. Boussus ließ die Angel zu Wasser und es sich im Anschluss gut gehen. 

Irgendwann hörte er einen Ruf: »Mimile!«. Er wusste, es war eingetroffen, was er schon längere Zeit befürchtet hatte. Keiner auf der Insel kannte diesen Namen, seit 25 Jahren hatte er ihn. Keiner hatte ihn in jener Zeit so gerufen. 

Der Mann, der ihn gerufen hatte, war von weit her gekommen, hatte ihn gefunden. Da waren nach einer bösen Geschichte noch ein paar Rechnungen offen und Boussus ließ das Geschehene Revue passieren.

Nur das, was dann kam, überraschte nicht nur Boussus, sondern dürfte auch für auch den Leser:innen komisch vorkommen.