Familienbande

Zwei bärtige Männer, einige Frauen, dazu eine Reihe von Kindern, ländlich lebend, Ausländer, von Luxus keine Spur – wer würde hier einsteigen und einen etwa siebzigjährigen Mann, der so krank ist, dass er noch ein bis zwei Tage zu leben hat, den Schädel mit zahllosen Schlägen einschlagen? Diese Frage darf sich Richter Froget stellen und offenbar ist er nicht zu dem Schluss gekommen, in die weite Ferne zu schweifen. Er sucht den Täter in den Reihen der Mitbewohner.

Der Richter hatte sich zu einem Vor-Ort-Termin nach Aubervilliers begeben. Von dort nahm er mit, dass die familiären Verhältnisse sehr irritierend waren, dass man sich um den Toten kaum scherte und die Nachbarn sich unbehaglich mit den Flamen fühlten. So ging es Forget auch, nur dass er auch noch den Leichnam gesehen hatte. Während die Frauen dort bleiben durften, nahm er den übrig gebliebenen Mann namens Baas mit zur Befragung nach Paris.

Und da saß er nun bei ihm und machte keine Anstalten, aktiv mitarbeiten zu wollen. Das war sein gutes Recht. Froget hatte die Fragen einfach zu stellen, denn nicht immer verstand ihn der Flame. Mal wollte er vielleicht nicht, aber es mochte auch an seinen Sprachkenntnissen gelegen haben. Wie die Flamen in den Pariser Vorort gekommen sind, wie er dazu gestoßen war und natürlich auch, was es mit seinem Geld auf sich hatte.

Denn das war ja der Clou: Der erschlagene Van Straelen war schon viele länger in der Gegend und betrieb Landwirtschaft. Baas kam erst später zu der Familie, kaufte dann ein Haus und machte es sich bequem … und schwängerte offenbar die Töchter von Van Straelen. Mit Arbeit hatte er es nicht mehr so und mit seinem Geld musste er es bei diesen Verhältnissen auch nicht. Der Hüne hatte es sich bequem in den Verhältnissen gemacht und lebte nun wie ein König. 

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Die Lösung des Falles erfolgt durch einen raffinierten Move des Untersuchungsrichters, der die Leserinnen und Leser vielleicht erst einmal irritiert. Ich dachte wirklich, dass den Leutchen vom Verlag ein Fehler unterlaufen war. Dass es Absicht war, wurde mir erst viel später klar. Geschickt, dachte ich mir dann. Auch hier haben wir es mit einer Richter-Geschichte zu tun, die mehr als passabel ist und und die Auflösung plausibel erscheint.

Über den Richter als Person gibt es sehr wenig zu erfahren. Privatleben fand offenbar nicht statt und so kann selbst nach der vierten Geschichte noch nicht verlässlich gesagt werden, ob es sich bei Forget um einen Junggesellen, Ehemann oder Witwer handelt. Immerhin hatte ihn dieser Fall derart erschüttert, dass man ihn wahrlich als emotionslos darstellen kann. Den Eindruck konnte man in den ersten beiden Geschichten bekommen.