Über die Story
Es beginnt mit einem Gespräch zwischen Maugin und Biguet. Maugin ist dabei in der Rolle des Verhörten: wie er denn lebe, was das mit dem Alkohol sei, sein Verhältnis zu Frauen und ob er viel Arbeit hätte. Letztere Antwort kann zumindest Maugin erfreuen: er ist fest in Lohn und Brot, wenn man das von einem Schauspieler sagen kann - er hat ein festes Engagement beim Theater und einen Vertrag über fünf Filme, die er in diesem Jahr auf alle Fälle zu drehen hat. Nicht nur er mag es so, auch das Publikum mag es so, denn Maugin ist ein Kassenmagnet, einer der größten Schauspieler seiner Zeit, nicht umsonst auch »der große Maugin« genannt.
Biguet ist auch ein Großer, auf einem anderen Gebiet, welches ein ebenso großes Ansehen genießt, wie die Schauspielkunst. Der Mann ist Arzt. In dieser Eigenschaft muss er dem Schauspieler mitteilen, dass er zwar 59 Jahre alt sei, aber das Herz eines Fünfundsiebzigjährigen habe. Umgekehrt wäre es eine gute Nachricht gewesen.
»Sie haben fünf Filme zu drehen, sagten Sie mir, und bis zum 15. März in dem Stück zu spielen. Was können Sie an Ihrer Lebensweise ändern?«
»Nichts.«
»Alles, was ich tun kann, besteht darin, Ihnen Schmerzen und Krämpfe zu ersparen.«
Er kritzelte eine Formel auf den Block, riss das Blatt ab und gab es ihm.
Was macht Maugin, in dem es in diesem Buch geht? Er verlässt das Haus und sucht die nächstbeste Kneipe auf, denn darauf muss man erst einmal einen trinken. Nun geht es nicht, wie man an der Stelle vielleicht erwarten könnte, um einen Alkoholiker, denn ob man Maugin als solchen bezeichnen könnte, ob seines beträchtlichen Alkoholkonsums, sei einmal dahingestellt, vielmehr schildert Simenon den nun folgendes Lebensweg des Schauspielers, wie der versucht mit Konflikten fertig zu werden. Von denen gibt es genug: da wäre sein unehelicher Sohn Cadot, der ihn (man kann fast sagen Tag für Tag) vor seiner Theatergarderobe abfängt, und die Unterstützung von Maugins Assistentin Maria hat, um ihn um Geld anzubetteln. Maugin hat eigentlich genug, muss aber gestehen, dass das schauspielerische Talent Cadots beachtlich ist. Cadot ist kein Taugenichts: er hat Familie, fünf Kinder und eine kranke Frau. Arbeit hat er auch, das Geld reicht nur nicht. Für Maugin eine lästige Situation, denn: um Geld gehen ihn alle an, er bekommt sogar manchmal Briefe, in denen steht, bitte schicken sie uns Geld, wir wollen ein Haus kaufen und brauchen es. Die Gegenleistung: es würde für ihn gebetet werden. Aber ob ihm das jetzt helfen würde?
Zu Hause sitzt seine dritte Frau Alice. Er hatte sie im Theater kennengelernt, bei einer Tätigkeit, die er gern nebenbei noch ausübte: als Schürzenjäger. Alice war etwas besonderes - sie ging mit ihm aus, sagte ihm aber gleich, dass sie ein Kind erwartete, von jemandem, den sie nicht nennen wolle, den sie nicht weiter belasten wolle. Dieses Verhalten beeindruckte Maugin so schwer, dass er, obwohl man nicht von der großen Liebe sprechen konnte, Alice heiratete. Er lebte gern mit Alice und Baba (der Kleinen) zusammen, liess aber auch nicht die Gelegenheit aus, sich hin und wieder mit Camille, dem Zimmermädchen zu vergnügen.
Maugin lebt sein Leben, ohne den Empfehlungen des Professors zu folgen. Bis er eines Tages mit seiner Frau in einem Restaurant eine Entdeckung macht…
Zu dieser Erzählung hat Simenon eine Vorbemerkung geschrieben. In der weist er darauf hin, dass der beschriebene Schauspieler Maugin in keinster Weise ein Abbild eines zu der Zeit lebenden oder verstorbenen Schauspielers hat.
Aber gerade wegen der Größe dieser Schauspieler [Anm.: er erwähnte: Michel Simon, W.C. Fields, Raimu und Charlie Chaplin] ist es nicht möglich, eine Romanfigur ihres Berufs und ihrer Größe zu schaffen, die nicht gewisse Züge des einen oder gewisse Eigentümlichkeiten des andern zeigt.