Die Todkranke

Diese Geschichte wurde wieder in einer Ich-Erzähler-Perspektive geschrieben. Wie schon in »Ziliouk« ist unklar, wer der Chronist der Ereignisse ist und wie er zu den Informationen gekommen ist, von denen er berichtet. Nur ganz am Ende wird erwähnt, dass dieser Zugriff auf die Notizen des Richters gehabt hatte. Vielleicht war in diesen der komplette Hergang geschildert und nicht nur Fragment. Das bleibt jedoch ein Geheimnis, denn beschrieben ist es so, als ob man dabei war und natürlich in wörtlicher Rede.

Richter Froget hatte es offenbar immer mit den harten Brocken zu tun. Schnell war klar, dass er es mit Mord zu tun hatte. Unzweifelhaft war auch, dass die Pensionswirtin in den Fall involviert war. Die vom Richter zusammengetragenen Fakten gaben nichts anderes her. In die Ermittlungsarbeit selbst sind die Story-Konsumenten nicht involviert. Aufgabe der Leser:innen ist es, dem Untersuchungsrichter bei der (Re)Konstruktion des Falles zu folgen.

Das Interessante an diesem Fall war, dass erst einmal herausgefunden werden musste, um wen es sich bei dieser Dame handelte. Die Ermittler konnten nicht den einfachen Weg beschreiten: Die Archive der Stadt und Stadtteile wussten fast nichts über Madame Smitt. Sie stammte nicht aus Paris, nicht aus Paris. Nachdem sie in die Hauptstadt gekommen war, hatte sie erst einfache Arbeiten angenommen hatte, dann geheiratet und anschließend ein Haus gekauft, dass sie zur Hälfte bar bezahlte.

Wo kam das Geld her? Was war eigentlich mit ihrem Ehemann? Wo war der geblieben?

Nicht von dem Typen, der im Garten ihres Hauses begraben war. Denn der war erst später in der Pension aufgetaucht. 

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Die Konstellation ist gerade deshalb fesselnd, weil man den Eindruck hatte, dass die Verdächtige nichts mehr zu verlieren hatte. Madame Smitt war eine alte Frau. Sie sprach davon, dass sie sterben würde; und ihr Gesundheitszustand ließ das nicht ausschließen. Was hatte sie noch zu verlieren? Sie konnte preisgeben, was sie wusste – schwieg aber eisern. Die Ermittlungenwürden wahrscheinlich nicht mehr dazu führen, dass sie vor einem Richter stehen musste und sich zu verantworten hatte.

Obwohl rätselhafter Weise zum Ende hin der Erzähler in Erscheinung getreten war, ist dieser Fall rund. Sowohl die geschilderte Ausgangslage, die irgendwie amüsant ist, wie die Schilderungen der Atmosphäre in dem Haus, das Gespräch mit der alten Frau – alles passt hier zusammen. Selbst die Lösung der Geschichte hat nicht den Makel, konstruiert zu wirken. Nach der dritten Geschichte ist man gespannt, wie es mit den anderen Geschichten weitergeht.