Über die Story
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Es ist März, die ersten wirklich wärmenden Sonnenstrahlen machen sich breit. Madame Maigret ist in den Elsaß zu ihrer Schwester gefahren, die kurz vor der Entbindung steht und Maigret hat keine aufreibenden Fälle zu bearbeiten. Er entschließt sich kurzerhand nach Bordeaux zu fahren, um Ermittlungen in Stadtarchiv vorzunehmen, die er schon lange vor sich herschiebt. Wohnen will er bei einem Freund, der ihm schon lange in Briefen von der Gegend und dem guten Essen vorschwärmt. Und gerade jetzt, wo der Lachs Hochsaison hat.
Das Schlafwagenabteil muss er sich mit einem Mann teilen, der keine Ruhe gibt. Er wälzt sich in seinem Bett herum, schluchzt und weint. Irgendwann steht er auf, und geht auf den Gang ohne, die Abteiltür zu schließen. Maigret muss wohl oder übel aufstehen und folgt dem Mann auf dem Gang. Er sieht ihn an der Waggontür, die er gerade öffnet, da der Zug in einer Kurve die Fahrt verlangsamt. Als dieser auf diese Art und Weise den Zug verlässt, folgt Maigret einem Instinkt und springt ebenfalls aus dem Zug. Sekunden später bereut er dies: ein Schuss fällt und Maigret ist in der Schulter getroffen.
Als Maigret gegen Abend wieder zu Bewusstsein kam, ging die Schwester, die bei ihm wachte, in den Flur des Krankenhauses, in dem fünf Männer warteten: der Untersuchungsrichter von Bergerac, der Staatsanwalt, der Polizeikommissar, ein Protokollführer und der Arzt. »Sie können eintreten. Aber der Professor bittet Sie, den Patienten nicht zu sehr zu ermüden. Übrigens hat er einen so merkwürdigen Blick, dass es mich nicht wundern würde, wenn er verrückt wäre.«
Mit dieser Aufwartung hätte Maigret nie gerechnet, soviel Ehre. Aber das nun Folgende hatte etwas Fantastisches. Der Polizeikommissar trat auf Maigret zu:
»Reingefallen, wie?«
Unter anderen Umständen hätte das vielleicht äußerst amüsant sein können, aber Maigret lächelte nicht, sondern runzelte im Gegenteil beunruhigt die Stirn.
Er war seinetwegen beunruhigt. Er hatte immer noch das Gefühl, dass die Grenze zwischen Wirklichkeit und Traum sich immer mehr verwischte.
Und nun spielte man ihm diese Parodie einer Untersuchung vor. Der Polizeikommissar setzte eine pfiffige Miene auf.
»Ich muss gestehen, es ist mir gar nicht so unrecht, endlich deine Visage zu sehen.«
Und die vier anderen an der Wand sahen zu, ohne mit der Wimper zu zucken. Maigret stieß zu seiner eigenen Verwunderung einen Seufzer aus und zog die rechte Hand unter der Decke hervor.
»Auf wen hattest du es heute nacht abgesehen? Wieder auf eine Frau oder ein junges Mädchen?«
Mal eine ganz neue Erfahrung: Maigret als Mordverdächtiger, hilflos im Bett liegend und nicht die Kraft besitzend, sich zu erklären. Auf der anderen Seite vier Würdenträger Bergeracs, die heilfroh zu sein scheinen, endlich das Ungeheuer, dass ihre Gegend unsicher macht, gefasst zu haben. Lange währt die Freude nicht, Maigret kann dank seines Freundes nachweisen, dass er der Kommissar Maigret aus Paris ist und nicht irgendein Verrückter, der Bergerac unsicher macht, dort Frauen überfällt und ihnen ein Nadel durch Herz bohrt.
Nach mehreren Tagen zieht Maigret in sein neues Domizil um, das beste Hotel am Platze: Hôtel d’ Angleterre, in das beste Zimmer mit einem fantastischen Blick über den Marktplatz von Bergerac. Seine Frau kommt aus dem Elsaß angereist, um ihn zu pflegen.
Und was macht Maigret? Da er nichts zu tun hat, als den ganzen lieben Tag im Bett zu liegen, macht er sich daran, den Verrückten von Bergerac zu ermitteln. Die ersten Verdächtigen hat er auch schon: die Würdenträger der Stadt Bergerac, ohne den Protokollführer, dafür verdächtigt er aber auch seinen Freund und seinen Chirurgen.
Maigret schafft es innerhalb weniger Tage die gesamte Stadt gegen sich aufzubringen. Auch sein Freund und seine Frau, stellen sich die Frage, ob es in der Stadt nicht eventuell zwei Verrückte geben könnte. Einen der frei rumläuft und Frauen und Mädchen ermordet, und einen der im Bett liegt und nacheinander jeden, der den Raum betritt mit seinen Fragen und Vermutungen zur Weißglut treibt. Hilfreich ist dabei nicht, dass er in der Stadt Zettel anbringen lässt, auf denen er jedem der einen Hinweis liefern kann, hundert Franc verspricht. Madame Maigret findet als Assistentin ihres Mannes, etwas erstaunliches über den Chirurgen heraus und der Maigrets Freund berichtet delikates über den Staatsanwalt.