Über die Story
Emile Ducreau ist die Nummer 1 in der Gegend. Er besitzt unzählige Frachtkähne und hat in einer Krise Kiesgruben und Ziegeleien dazugekauft, um seine Schiffer zu beschäftigen. Dazu kommen Werften, die in der Nähe seiner »Basis« liegen. Er hat die Häuser in seiner Umgebung aufgekauft, einschließlich der Kneipen für seine Schiffer. Im Haus lebt nicht nur seine Familie samt Angestellten, sondern auch seine Geliebte.
Maigret hat noch eine Woche bis zu seiner Verabschiedung. Er hat beim Polizeipräsidenten seinen vorzeitigen Ruhestand eingereicht und Madame Maigret packt zu Hause schon die Kisten, organisiert den Umzug nach Meung-sur-Loire.
Ducreau hat die Schattenseiten des Lebens noch nicht oft betrachtet. Er ist ein Glückspilz, wie er im Buche steht. Alles dreht sich um ihn und seinen Erfolg. Durch sein gewaltiges Auftreten trägt er dazu bei, dass er und sein Erfolg nicht vergessen wird. Selbst im Unglück hat Ducreau noch Glück. An dem Abend, als mit einem Messerstich in den Kanal geworfen wird, rettet ihn Gassin, der betrunken in den Kanal gefallen ist. Bei der Rettungsaktion, die Gassin galt, holt man auch Ducreau aus dem Wasser. Glück.
Wer kann Ducreau umbringen wollen? Gut, er hat eine ekelhafte Art. Behandelt seine Frau, Tochter und deren Mann gehässig; hat eine Geliebte im gleichen Haus zu wohnen und ist sich nicht sicher, mit wie viel außerehelichen Kindern er die Welt gesegnet hat. Von seinen Mitarbeitern, pardon, Schiffern wird er geschätzt. Er kennt sich aus auf den Flüssen und Kanälen und beherrscht diese mit seinen Kähnen von Paris bis nach Holland und Belgien. Ducreau kümmert sich um alles und um jeden – auf seine Art.
Maigret begleitet Ducreau die folgenden Tage als stiller Beobachter. Er fragt nicht, hinterfragt nicht und er vernimmt keine Leute. Sein Hauptquartier ist nicht mehr der Quai des Orfèvres, sondern das Gebiet um den Kanal am Quai des Carrières.
Wie wir erfahren, hat Kommissar Maigret von der Kriminalpolizei, obwohl er die Altersgrenze noch längst nicht erreicht hat, um Versetzung in den Ruhestand geben. Seinem Gesuch ist stattgegeben worden. Er wird seinen Posten nächste Woche verlassen und voraussichtlich durch Kommissar Ledent ersetzt werden.
Ducreau, der etwa in Maigrets Alter ist, ist von dieser Nachricht mehr als überrascht. Er hat sich mit Maigret angefreundet und war ihm vertraut. Die bevorstehende Pensionierung aus der Zeitung zu erfahren, verwirrt ihn. Wer sollte seinen Fall weiterbearbeiten? Maigret solle in seine Firma einsteigen, bietet Ducreau an, und bietet Summen, von denen dieser nur träumen konnte. Mehr noch als die bevorstehende Pensionierung überrascht den Reeder, dass Maigret ablehnt. Die Loire zieht mehr.
Maigret, der in diesen Tagen Teil der Familie wird (seine Frau ist schon an der Loire), erlebt, wie der Sohn Ducreaus ermordet aufgefunden wird; wie durch die Pariser Zeitungen vermeldet wird, dass ein Schleusenwärter erhängt aufgefunden wurde und das Gassin, Ducreaus alter Jugendfreund, sich bewaffnet und diesem folgt. Ducreau attackiert seine Umgebung mit »ätzenden« Kommentaren:
Ducreau am Fenster trommelte vor Ungeduld mit den Fingern. Vermutlich war er gerade im Begriff, sich irgendeine Boshaftigkeit auszudenken. Jedenfalls drehte er sich plötzlich um und knurrte:
»Der Kommissar hat mich einiges über euch gefragt. Und da er weiß, dass ihr Schulden habt, hat er mich darauf hingewiesen, dass ihr im Fall meines Ablebens aus dem Schneider gewesen wärt. Der Tod Jeans [der Sohn] macht eure Aussichten sogar noch rosiger.«
Manchmal ist nicht der erste Satz der Schwierigste, sondern der letzte. Man mag nicht zuviel verraten, aber auch Spannung erzeugen, zum Lesen animieren. Was wird der geneigte Leser wohl denken, wenn ich sage, dass das Ende ein versöhnliches ist? Ich fand es versöhnlich, aber wahrscheinlich nur als Leser. Die nicht existenten Protagonisten hätten vielleicht eine andere Sichtweise – beschwören möchte ich es aber nicht…