Über die Story

Das Mädchen ging zum Polizisten und teilte ihm mit, dass sie eine Meldung machen müsse. Der Wachtmeister, wohl schon ziemlich lange auf den Beinen, gelangweilt überdies, schickte sie zum Kommissariat.

»Es handelt sich um ein Verbrechen.«
»Sie meinen, es ist ein Verbrechen gegangen worden?«
An der Wand hin eine große elektrische Uhr, und sie sah sie an, als habe die Position der Zeiger irgendeine Bedeutung für sie.
»Ich weiß nicht, ob es begangen worden ist.«
»Also ist es kein Verbrechen.«
Der Wachtmeister hatte seinem jungen Kollegen zugezwinkert.
»Es wird wahrscheinlich begangen werden. Es wird sicherlich begangen werden.«
»Wer hat dir das gesagt?«

Da wird es jetzt kritisch, das Mädchen lässt sich derart ein, dass sie in einer Bar arbeitet und den Männern am Nachbartisch zugehört hätte. Deren Gespräch drehte sich um die Beseitigung einer alten Gräfin, die ihr Vermögen mit vollen Händen ausgäbe, so dass bald nichts mehr da sein würde. Die Beschreibung, die das Mädchen von den Männer gibt, ist mehr als dürftig. Den beiden Polizisten im Kommissariat fällt auf, dass das Mädchen mehr als einen Schnaps sich hinter die Binde gegossen hatte, und entschieden, dass wenn etwas an der etwas an der Geschichte dran wäre, es nicht schaden würde, wenn sie am nächsten Morgen in ausgenüchtertem Zustand noch einmal vorgetragen würde.

Am nächsten Morgen ist das Mädchen störrischer und da die Polizisten mit dem Mädchen, namens Arlette (die Tänzerin) nichts anfangen konnten, schickten sie sie einfach mal zum Quai. Als wenn man da nicht andere Probleme hätte, als fantasierende Tänzerinnen?

Lucas ist der Vernehmer des Mädchens und es stellt sich heraus, dass dieses von ihrer Geschichte immer mehr abrückt, gleichwohl das nicht zurücknimmt, was schon im Protokoll steht: es wird eine Gräfin umgebracht, ziemlich bald.

Für Lucas, und hinter ihm stehend, Maigret ist es nicht einfach, so kurz mal eine Gräfin zu suchen, gerade in Paris, wo es zu der damaligen Zeit (heute wohl auch noch) so einige Gräfinnen gegeben haben muss, die ihr Geld nur so verprassten. Man nahm die Aussage nochmals auf und gab an die Telefonzentrale die Order, auf Adelsmorde besonders zu achten.

Was in der Telefonzentrale auflief, war nun aber kein Mord an einer Gräfin, sondern zuerst ein Mord an einer Tänzerin – Arlette. Kaum hatte sie die Wohnung betreten, da war sie auch schon erwürgt. Da kann sich der Eindruck breit machen, dass an der Geschichte vielleicht doch etwas dran ist. Maigret macht sich auf den Weg, läuft dabei – Pech ist halt Pech, wenn auch nicht für Maigret – Lognon über den Weg, der sofort ergebenste Miene zu dem (zum vermeintlich bösen) Spiel macht und sieht, dass er sich auch dieses Mal keine Lorbeeren erkämpfen kann. Von der Wohnung aus besucht der Kommissar den Arbeitgeber vor Arlette, um herauszubekommen, wann dieses Gespräch stattgefunden hat. Diese Bar, Picratt’s genannt, wird von Fred geführt, der mehr als entsetzt ist, von dem Tod seiner Angestellten zu hören.

Finish the night at »Picratt’s«,
The hottest spot in Paris.

Dieser Platz nicht so heiß, wie beschrieben, er war warm – das war Arlette und ihrer Nummer zu verdanken, die wohl wirklich sehenswert war; Maigret konnte das allerdings nicht beurteilen, er war der erste Mal in der Bar. Die Atmosphäre in der Bar hat einen familiären Charakter, der Maigret sofort gefiel. Nachdem er mit dem Wirt gesprochen hatte, der verneinte, dass am vorherigen Abend in der Nähe von Arlette irgendwelche Herren gesessen hätten, und dass das Mädchen den ganzen Abend mit einem jungen, in sie verliebten Mann beschäftigt gewesen war (was sie im Protokoll auch zugegeben hatte, Albert war sein Name), erkor der Kommissar die Bar zu seinem Hauptquartier.

Zwei Sachen noch: Die erste ist keine so große Überraschung, nämlich die, dass eine Gräfin kurze Zeit später umkommt. Die Zweite schon mehr, denn der verliebte Albert war kein Geringerer als Lapointe…