Dem Bösen auf der Spur
Maigret unterhielt sich gerade mit einer Witwe, die der Meinung war, dass jeder, der sie kannte – bis auf ihren verstorbenen Mann, dem Minister und Maigret –, sie vergiften wolle, als er einen Anruf von einem Mann erhielt, der sehr gehetzt wirkte. Er bat um Hilfe, da er von verschiedenen Männern verfolgt werde. Der erste Gedanke – bei dem Gegenüber nahe liegend – war, er hätte einen weiteren Verrückten am Telefon. Nichtsdestotrotz gab er einem Inspektor trotzdem den Auftrag, die Angaben zu überprüfen. Im Laufe des Nachmittags erhielt er weitere Anrufe von dem Mann. Richtig unruhig wurde der Kommissar, als sich der Unbekannte bei ihm nicht mehr meldete.
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Maigret unterhält sich gerade mit einer Witwe, die der Meinung ist, dass jeder, der sie kennt – bis auf ihren verstorbenen Mann, dem Minister und Maigret -, sie vergiften will, als er einen Anruf von einem Mann erhält, der sehr gehetzt wird.
»Entschuldigen Sie… Mein Name würde Ihnen nichts sagen. Sie kennen mich nicht, aber Sie haben meine Frau gekannt, Nine… Hallo! Ich muss Ihnen alles erzählen, ganz schnell, weil er vielleicht hier herkommt.«
Maigret dachte zuerst: »Na so was! Noch ein Verrückter. Es gibt solche Tage…«
Es war ihm aufgefallen, dass die Verrückten ihm allgemeinen serienweise auftreten, als stünden sie unter dem Einfluss des Mondes. Er nahm sich vor, gleich hinterher im Kalender nachzusehen.
Der Mann erzählt ihm, dass er von mehreren Unbekannten verfolgt würde. Das Gespräch wird nicht beendet, Nines Mann hängt auf. Das Gehetzte in der Stimme des Mannes, stimmt Maigret, obwohl er sich an eine Nine nicht erinnern kann, sehr nachdenklich. Er schickt Janvier in das Bistro, aus dem der Unbekannte sich gemeldet hatte, und gibt ihm den Auftrag, herauszufinden, ob dem Mann wirklich jemand gefolgt ist.
Kurze Zeit später – Maigret interviewt immer noch die vom Vergiftungstod bedrohte Dame – meldet sich Janvier: er bestätigt die Aussage des Unbekannten. In das Bistro kam ein Mann, woraufhin der Verfolgte zur Tür hinausstürzte und von dem Mann verfolgt wurde. Der Verfolgte sah in den Augen des Wirtes nicht wie ein Gangster aus, eher unauffällig, um die vierzig und nicht sehr groß.
Dieser meldet sich über den ganzen Nachmittag aus irgendwelchen Bistros und Restaurants, und muss Maigret mitteilen, dass er mittlerweile mehrere Verfolger auf dem Fersen hätte. Am späten Nachmittag verstummen die Hilferufe.
Er schlief vor seiner Frau ein – sie behauptete es wenigstens, genau wie sie immer behauptete, dass er schnarche -, und der Wecker auf dem Nachttisch zeigte auf zwei Uhr zwanzig, als ihn das Telefon aus dem Schlaf riss. Es war Lucas.
»Ich störe Sie vielleicht umsonst, Chef. Die Wache von der Notrufzentrale hat mich gerade angerufen, an der Place de la Concorde sei ein Mann tot aufgefunden worden. Beim Quai des Tuileries. Es betrifft also das 1. Arrondissement. Ich habe das Kommissariat angerufen und gebeten, man solle alles unverändert lassen… Wie? ... Gut. Wenn Sie wollen… Ich schicke Ihnen ein Taxi.«
Seufzend beobachtete Madame Maigret, wie ihr Mann in die Hose schlüpfte und das Hemd suchte.
Man fand ihn in der Mitte des Platzes, erstochen. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, den Toten auf dem Platz, der auch nachts sehr belebt ist, abzulegen. Ermordet wurde er woanders. Und immer noch steht Maigret vor dem Problem, dass er fast nichts von dem Mann weiß. Er weiß, dass der Mann Nines, der ihn am Nachmittag flehentlich gebeten hatte, ihm zu helfen, nun tot auf dem Place de la Concorde lag. Er wusste immer noch nicht, wer Nine war und wer der Tote war. Es war kein bekanntes Gesicht aus der Unterwelt von Paris, keiner von denen, die Maigret schon einmal verhört oder festgenommen hatte.
Die Pariser Zeitungen bringen am folgenden Tag ein Bild des Toten, der einigermaßen zurechtgemacht wurde – wie man einen Toten, der erstochen wurde und dem danach (!) der Schädel zertrümmert wurde, zurechtmachen kann. Das Glück ist Maigret am Anfang nicht hold, und so meldet sich erst nach geraumer Zeit eine Frau, die den Toten zu erkennen glaubt. Aber Unglück im Glück: die Frau ist Wahrsagerin. Immerhin führt sie Maigret auf die richtige Fährte.
Damit fängt die Erzählung eigentlich erst richtig an: Maigret wird Schwiegervater eines Polizistenwirtes, ein Mann wird verfolgt und dann vor den Augen eines Inspektors niedergeschossen, eine Razzia findet statt, bei der man in einem Hotel eine Frau findet, die in den Wehen liegt und um die sich keiner kümmert. Der dazugehörige Hotelier entschließt sich nach langem Zögern, zu offenbaren, was es mit einer Gruppe von Ausländern auf sich hat, die nach Ausflügen aufs Land auf großem Fuße lebt. Die Antwort, warum Nines Mann verfolgt wurde und auf dem Place de la Concorde landete, findet Maigret - und mit ihm der Leser – aber erst ganz am Schluss.