Über die Story

Emile Grosbois hatte einen Drohbrief bekommen. In diesem wurde ihm in klaren Worten seine Zukunft geschildert: und die soll kurz sein. Er erschien bei der Polizei, mit der Bitte um Schutz. Seine Angaben und Schilderungen sind den Ermittlern jedoch keine große Hilfe. Er hätte keine Feinde, meinte er. Kommissar Maigret wurde zum Schutz des Mannes abkommandiert und stellte bald fest, dass die Aussagen von Grosbois mit der Realität wenig gemein hatten.

So werden sie schon lange nicht mehr genannt, oder besser gesagt, so nennen sie sich schon lange nicht mehr. Das Wort »Lumpen« hat irgendwie etwas anrüchiges bekommen, vielleicht auch durch das Wort »Lump«, aber das wäre eine eigene Untersuchung wert. Nein, heute haben die Geschäftsleute aus diesem Metier vielleicht das Wort »Altkleider« in ihrem Namen. Es mag ja auch daran lieben, dass das, was heute die Altkleider-Sammler so sammeln, mit Lumpen nicht mehr viel gemein hat: meist ist es Ausgemustertes, welches der Platznot im Kleiderschrank zum Opfer viel.

All diese Gedanken machte sich Maigret nicht. Der wurde zum Chef gerufen, denn ein Lumpensammler hatte seine liebe Not. Er hatte einen Drohbrief bekommen, zusammen geschnitten aus alten Zeitungsartikeln, in dem ihm ziemlich deutlich klar gemacht wurde, was man von ihm hielt und was ihn erwartete:

Alter Schuft,
Diesmal geht’s Dir an den Kragen. Egal, ob Du nach Le Coudray gehst oder nicht, und selbst wenn Du mit einem ganzen Garderegiment auftauchst, am Sonntag abend um sechs bist Du ein toter Mann. Und alle werden verdammt froh sein, wenn sie Dich endlich los sind.

So erklärt sich der Titel der Erzählung. Monsieur Grosbois, der ein schwerreicher Lumpenhändler ist, kann sich nicht denken, wer ihm Übles will. Er hätte keine Feinde, behauptet er. Das ist natürlich nicht viel, erleichtert die Ermittlungen des Kommissars nicht unbedingt. Aber Grosbois hat schon genaue Vorstellungen, wie die Polizei sein Leben retten kann. Am Wochenende geht es immer, wie es auch im Brief erwähnt wird, nach Le Coudray. Dort hat die Familie ein Wochenendhaus und in der Regel sind alle anwesend.

Dazu gehört der Brüder, mit dem zusammen Emile Grosbois das Geschäft betreibt, seine Schwester Françoise und ihre beiden Kinder, Henri und Eliane. Und ein Dienstmädchen. Am Samstag, Maigret hatte seiner Frau eigentlich versprochen, mit ihr auf’s Land zu fahren, macht er sich auf den Weg zur Familie Grosbois. Natürlich will er nicht hin, und da keinerlei Aussicht auf einen entzückenden Nachmittag besteht, ist er auch ziemlich brummig.

Dort angekommen versucht die Familie zuerst ihm heile Welt vorzuspielen, aber schon bald krachte es im Gebälk. Schnell ist zu erkennen, dass die pauschale Aussage von Emile Grosbois, er habe keine Feinde, schon auf die Familie bezogen, reines Wunschdenken war. So wird es denn ein spannender Nachmittag und Maigret wird langsam neugierig, was der Drohbriefschreiber sich vorgenommen hat.