Hélène Lange
Wird vom Ehepaar Maigret bei ihrem Aufenthalt in Vichy auch die »Dame in Lila« genannt. Sie hatte ein langes, schmales Gesicht und machte einen vornehmen, jungfernhaften Eindruck. Sie wurde von Maigret zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig geschätzt und ist zum Zeitpunkt ihres Todes 48 Jahre alt. Mit einer halben Million Francs auf dem Bankkonto konnte man sie auch als reich bezeichnen.
Hintergrund
L. wurde in Marsilly geboren. Sie machte eine Ausbildung als Sekretärin, arbeitete bei einer Reederei und ging dann nach Paris. Sie wohnte dort in der Rue Notre-Dame-de-Lorette. Die Concierge konnte berichten, dass sie ein-, zweimal in der Woche Besuch von einem Mann bekam. Anderer Besuch war nicht üblich. Wenn L. in den Urlaub fuhr, dann nach Étretat, wo sie zwei Wochen in einer Pension verbrachte.
Freunde hatte sie keine, ihre Schwester Francine vermutet, dass ihre Schwester die Menschen nicht mochte und lieber allein war. Stattdessen, so die Schwester, mochte sie sich ganz gern selbst.
Später lebte sie fünf Jahre in Nizza am Boulevard Albert 1er. Es war nicht bekannt, ob sie dort einer Beschäftigung nachging.
L. wohnte zum Zeitpunkt ihres Todes neun Jahre in der Rue du Bourbonnais und betrieb dort seit sieben Jahren eine kleine Pension mit dem Namen »Villa Iris« mit drei Zimmern, die vermietet wurden. Sie nahm nicht nur an den Kur-Konzerten teil, sondern pflegte auch das gesunde Wasser der Grande-Grille-Quelle zu trinken. Sie las sehr viel und hatte dafür ein Abonnement bei einer Buchhandlung. Der Buchhändler berichtete, dass die von ihr ausgeliehenen Bücher manchmal mit Bleistift-Markierungen versehen waren.
Zur Tat
Auffällig war, dass L. einmal im Monat für drei oder vier Tage verreiste. Sie suchte sich als Ziele immer größere Städte aus, für die, um sie zu erreichen, manchmal mehrmals umsteigen musste. Sie fuhr jedoch nie nach Paris. Sie gab ihren Neffen Philippe gegen über ihrem ehemaligen Liebhaber und Chef Louis Pélardeau als ihren gemeinsamen Sohn aus und verlangte dafür Unterhalt. Sie vereinbarte, dass er seinen (angeblichen) Sohn nicht vor dem 21. Lebensjahr sehen dürfe. Dafür versorgte Sie Pélardeau regelmäßig mit Informationen zum Werdegang des Kindes. Es versteht sich, dass die Information, dass Philippe im Kleinkind-Alter bei einem Unfall verstarb, beim angeblichen Vater nie ankam.
Als Pélardeau bei einem Vichy-Aufenthalt L. entdeckte, verfolgte er sie, um Informationen über seinen Sohn zu bekommen. Nachdem das Haus eines Abends verlassen war, verschaffte er sich Zutritt zur Wohnung von L. und durchsuchte sie nach Hinweisen. Dabei wurde er von L. überrascht. Informationen wollte sie ihm jedoch nicht geben und so kam es zum Tod durch Erwürgen.