Maigret stellt eine Falle

Der Film mit Jean Gabin


Nun ist die DVD schon fast einen Monat auf dem Markt, aber wir hatten lange Zeit keine Gelegenheit gehabt, sie uns anzuschauen. Am letzten Mittwoch war es soweit und heute habe ich mir, um besser vergleichen zu können, auch nochmal das Buch zu Gemüte geführt. Dabei merkte ich, dass ich keine aktuellere Ausgabe dieses Buches besitzte, als die Bertelsmann-Ausgabe mit dem gelben Umschlag, der wohl früher auch mal einen Schutzumschlag besessen hatte.

So ist in dem Buch auch von Herrn und Frau Maigret die Rede. Aber das überliest man alsbald, schließlich gibt es ja Wichtigeres. Zuerst mein Eindruck zum Film: Der erste Gabin-Maigret wich schon an diversen Stellen von der literarischen Vorlage ab. Allerdings nie so, dass es gestört hätte. In diesem Film treten die Abweichungen noch stärker zu Tage, allerdings (selten) in einer Art und Weise, die ich als störend empfunden hätte.

Maigret ist locker und witzig. Die Bürde, die ihm der Fall aufbindet, ist nicht richtig zu spüren. Er hat seinen Plan und den zieht er durch. Dass er vorher, auf eine Absicherung von seinen Vorgesetzten verzichtet, wird in dem Buch mit keiner Silbe erwähnt. Madame Maigret wird im Film als vorlaute Frau dargestellt, bei der man spürt, dass an ihr die Emanzipation noch nicht vorbei gegangen ist. Sie mischt sich in den Fall ein, befragt Maigret dazu, wie es sich ihre literarische Vorlage nie getraut hätte.

Das stärkste Kontrastprogramm spielt sich naturgemäß aber bei den Nebendarstellern ab. Lognon spielt im Buch mit, spielt auch im Film mit, heißt aber ganz anders. Die Figur ist Lognon, wie er sich durch das gesamte Werk von Simenon zieht, aber just in diesem Buch halt nicht. Denn Lognons Frau ist unterwegs (Kur) und der Inspektor aus dem 18. Arrondissement ist mal richtig locker unterwegs. Was man auch an seiner roten Krawatte bemerkte. Im Film ist er der sich ewig schnäutzende, mit sich und der Welt unzufriedene Inspektor.

Ganz abgesehen von dem Hauptverdächtigen Moncins. Dessen Seelenlage wird von Simenon zwar beschrieben, äußert sich aber nur in einem Monolog Maigrets. Aus dem Verhalten Moncins hätte sich dies alles nicht schließen lassen. Im Film war das ganz anders. Moncins wurde als erfolgreicher Mann dargestellt, der allerdings sehr kindliche Züge hat. Diese kindlichen Züge machten ihn automatisch zum Hauptverdächtigen. Eine größere Rolle spielte auch seine Herkunft und seine Beziehung zu der Mutter. Die Mutter ist im Buch von Beginn an ziemlich ekelhaft, das ist im Film nicht ganz so.

Im Film wurden die Morde in einem kürzeren Zeitraum begangen und es gibt noch eine Affäre der Frau Moncins mit einem Gigolo. Diese Affäre sollte letztlich der Auslöser für die Morde Moncins gewesen sein. Im Buch scheinen die Mord-Attacken aus heiterem Himmel zu kommen. Ganz weggefallen ist übrigens der Auslöser Maigrets für sein Vorhaben, dem Frauenmörder eine Falle zu stellen: Tissot, den Maigret bei einem Abendessen bei seinem Freund Pardon kennenlernte, wird in dem Film überhaupt nicht erwähnt.

Nichts, aber auch gar nichts, habe ich diesem Film übel genommen. Er wich von der Vorlage ab, na und. Seine Abschweifungen waren teilweise plausibler, als dies die Story in dem Buch war. Nicht zum tragen, aber da ist ein Buch halt immer ein wenig moralischer als ein Film, kam die Betrachtung der Rolle von Gutachtern und der Psychologie in einem solchen Fall.

Einen Schönheitsfehler hatte in meinen Augen der Plan Maigrets. Der Täter griff die Frauen immer von hinten an und soweit es sich den Fälle entnehmen ließ, wurde ihnen zuerst in den Rücken gestochen. Was, bitteschön, sollte den Ködern in diesem Fall Judo nützen? Dies wird aber weder im Buch noch im Film schlüssig geklärt.