Späte Presseschau
Große Chancen für große Unbekannte hieß es in einer Zwischenüberschrift in dem Artikel der Berliner Morgenpost, mit der die verspätete Presseschau anfangen soll. Es geht hier bei um Wortmeldungen zu Der Mann aus London und den Reaktionen, die er in Cannes (immerhin im Mai/Juni) auslöste. Und einer von denen scheint auch der Herr Tarr zu sein, der Der Mann aus London verfilmte. Das, was berichtet wird, hört sich recht interessant an. Aber man lese selbst, was die Berliner Morgenpost zu dem Thema schreibt...
Tarr hat den Simenon-Roman “Der Mann aus London” verfilmt, aber so, wie nur er Filme macht. Sein Stil sieht aus, als wäre er 1910 entstanden und hätte sich auf einer einsamen Insel weiterentwickelt, ohne Anschluss an das Kino im Rest der Welt. Was ein Schnitt im Sekundenbruchteil besorgt, den Perspektivwechsel, bewirken bei Tarr lange Kamerafahrten. Das dauert natürlich viel länger. Aber wer seine Sehgewohnheiten zu überwinden vermag, gerät in einen hypnotischen Sog.
Der gleiche Artikel war übrigens auch in der Welt zu finden. Und Rüdiger Suchsland schrieb zu dem Film im Münchner Merkur:
Dessen Simenon-Verfilmung „The Man from London” erstickt geradezu an ihrer Bedeutsamkeit. Doch auch, wer Tarrs Auflösung aller Erzählung in Langsamkeit prätentiös findet, muss anerkennen, dass die Bilder (seines deutschen Kameramanns Fred Keleman) von ausgesuchter Schönheit sind.