Maigret in New York

Buchklub-Zeiten


Das war noch Zeiten, als gefühlt jeder Deutsche in einer Buch-Gemeinschaft war und mit Literatur versorgt wurde, entweder durch Abholung oder durch Zusendung. Wer will, kann auch heute noch Mitglied in einem Buchklub sein. An jeder Ecke werden die Lesenden aber nicht gelockt. Sie gehören einfach zu den Dingen, die verschwanden – wie Telefone mit Wählscheibe.

Das Elend mit diesen Buchklubs ist, dass sie in den 50er- und 60er-Jahren zahlreich auf Kundenfang und damit auch erfolgreich waren. Wo Geld zu holen ist, da tummeln sich Unternehmen gern. Zumal es ein Geschäft war, welches nicht mit vielen Risiken versehen war: Es war sehr gut kalkulierbar, wie viele Titel man absetzen würde. Experimente gab es nicht, bei den anderen – ich sage mal – richtigen Verlage holte man sich Lizenzen für Titel, die schon im Buchhandel schon erfolgreich waren. Die ersten Buchgemeinschaften entstanden schon vor dem 1. Weltkrieg, somit war es keine »Erfindung« der Nachkriegszeit. Kriegsbedingt sind aber aus der Zeit die meisten Exemplare erhalten und heute noch in regem Umlauf. Nur eine Vermutung: Der Umstand, dass sie erstaunlich gut erhalten sind, dürfte vielleicht auch der Tatsache geschuldet sein, dass sie ungelesen in die Bücherregale wanderten und allzuoft nur der Dekoration dienten.

An sich ist die bloße Existenz der Buchklubs nicht das eigentliche Elend.

Buchklubs waren aber eher nachlässig mit ihren Meldepflichten in Richtung Nationalbibliothek. Einige Titel sind in dieser auffindbar, ganz viele andere überhaupt nicht. So ist die Bibliografie auf diesen Seiten ab den 70er-Jahren gut davor. Zu dieser Zeitpunkt spielte Simenon bei den Klubs keine nennenswerte Rolle mehr. Er galt vermutlich als ausgelutscht.

Ein Unbekannter

Ich nehme an, dass ich auf der Recherche nach »Maigret in New York«-Titeln war. Da sprang mir eine Ausgabe ins Auge, die mich nicht mit dem Cover triggerte, sondern mit dem Herausgeber: »Deutscher Buchklub«. Ein geschickter Schachzug, das Herkunftsland im Firmennamen mit unterzubringen. Das muss automatisch gut sein. Ein Blick in meine Bibliografie zeigte mir, dass mir eine solche Ausgabe bisher noch nie untergekommen war. 

Interessant an dieser Unternehmung ist, dass sie nicht sehr viele Spuren hinterlassen hat. Ich habe Bücher gefunden, die Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts erschienen sind und welche, die auf die siebziger Jahre datiert worden sind, allerdings mit Fragezeichen. Letzteres hängt damit zusammen, dass die Informationen im Impressum der Buchgemeinschaftsausgaben traditionell sehr mager sind.

Eine Recherche würde bedingen, dass ich mich in die Literatur über die Buchgemeinschaften einlese und die strategische Verteilung unserer Nationalbibliotheken ist für einen Norddeutschen nicht besonders günstig – Leipzig und Frankfurt liegen für mich jeweils kurz vor Italien. 

Also stellen wir das Thema hintenan und halten abschließend fest, dass es früher einen wenig auskunftsfreudigen Buchklub in Bochum gab, der einen (?) Maigret herausgegeben hat.

Stern auf dem Cover

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Bei so einer Zwischenüberschrift läuten sicher schon die Glocken. Stern? Das war doch die typische Gestaltung von den Titeln von Kiepenheuer & Witsch, die von Werner Labbé gestaltet wurden. Die erste Auflage kam mit einem quasi-fotorealistischem Cover daher, welcher von Reinhold Meier designt wurde. Die Buchklub-Ausgabe kam nicht nur als Hardcover, sondern wurde auch mit einer Gestaltung von Labbé veröffentlicht. Ich halte es für ungewöhnlich, dass eine Gestaltung aus dem lizenzgebenden Verlag, die für eine Reihe typisch ist, vom Lizenznehmer übernommen wird.

So habe ich den Verdacht, dass die zweite Auflage des Titels von 1958 in der Aufmachung erschien, wie sie der Deutsche Buchklub verwendete. Glauben tue ich es erst, wenn ich es sehe. Wir sind da übrigens bei dem Thema, welches ich hier ansprach.