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Das »Majestic«-Dilemma
Das doppelte Hotel
Wer gerade mal 722 Euro über hat, der kann in dem Hotel absteigen, in dem sich Madame Clark hat ermorden lassen und in dem Maigret dann zu ermitteln hatte. Die Rede ist vom Pariser Luxushotel »Majestic«, welches auch in anderen Geschichten von Simenon Erwähnung findet. Wenn man nach dem Hotel-Namen sucht, wird man nicht gleich fündig. Immerhin hat sich Simenon den Namen nicht komplett ausgedacht, denn das Hotel gab es.
Der Reihe nach: Die Schilderung von Simenon über die Fahrt des Prosper Donge ist sehr anschaulich und man kann auf der Landkarte mit dem Finger seine Route nachfahren.
Gerade als er an der Porte Dauphine anlangte, fühlte Donge den Boden plötzlich viel härter unter den Rädern. [...]
Avenue Foch ... Die Läden an all den vornehmen Wohnhäusern waren noch geschlossen. [...]
Hinter dem Triumphbogen wurde es hell.[...]
Genau an der Ecke der Champs-Élysées neben dem Zeitungskiosk stand ein Schutzmann in Pelerine [...]
Noch dreihundert Meter. Links das Hotel Majestic mit all den geschlossenen Läden. [...]
Er bog in die Rue de Berri ein, dann in die Rue de Ponthieu. Ein kleines Café hatte offen. Zwei Häuser weiter eine Tür, die Passanten nie bemerkten: der Personal- und Lieferanteneingang des Majestic.
Das Problem mit dem Weg ist, dass dort nie ein Majestic-Hotel existierte. Ein Luxushotel ist da, wie vermutlich an jeder Ecke des Champs-Élysées, zu finden. Aber es ist und war nie das »Majestic«.
Wenn es wirklich um ein Hotel mit dem Namen geht, muss man ein wenig in die Vergangenheit schauen. In der Avenue Kleber gibt es das Penisula Paris, welches ein Palast ist. Es entstand Anfang des vergangenen Jahrhunderts an einem Platz, an dem vorher ein Herrenhaus stand. Ab 1908 wurde dort ein Luxushotel mit dem Namen »Majestic Hotel« betrieben. Schon bald galt es als Referenz für Luxus-Hotels in Paris. Es verfügte über 400 Zimmer und Suite. Schon 1936 war es mit der Hotel-Herrlichkeit wieder vorbei und das Hotel wurde für Regierungstätigkeiten genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg stand das Gebäude eine Zeit lang der UNESCO zur Verfügung.
Nach vielen Jahren in Regierungshand wurde es 2014 wieder als Hotel eröffnet. Schnäppchenpreise sollte man in dem Hotel nicht erwarten, denn das Bestreben der Betreiber ist zweifellos, dem alte Ruf gerecht zu werden. Der Name des Hotels lautet »The Peninsula Paris«.