Das Phantom


Noch bin ich immer mit dem Thema beschäftigt, wie viele Inspektoren der Kriminalpolizei in den Maigrets erwähnt werden. Die aktuelle Zählung beläuft sich auf dreiunddreißig, nachdem ich knapp die Hälfte der Romane durchgeschaut habe, aber noch keine einzige Erzählung mir angeschaut habe. Ich glaube, die auswärtigen Romane der 30er Jahre bringen nicht mehr so viele Namen. Aber die stehen noch an.

In »Maigret erlebt eine Niederlage« wütet eine Erkältungswelle und Maigret fragt im Inspektorenzimmer:

»Ist Aillevard da?«

​Meine Reaktion war: Endlich ein Inspektor, der mit A anfängt. Wenn man solche Listen erstellt, hat man schon schräge Gedanken. Der Name, der mir bisher in keinem anderen Maigret untergekommen ist, wird nur noch einmal in diesem Roman erwähnt. In meiner Ausgabe auf Seite 157, ziemlich zum Schluss:

​»Fehlt Aillevard immer noch?«

Eine Antwort auf diese Frage bekommt Maigret übrigens nicht. So werden wir den Inspektor nie wirklich in Aktion erleben und in der Liste bekommt er nicht mehr als ein »Fleißpünktchen«.

Andererseits

Simenon mochte den Namen aber offenbar. Wenn man im französischsprachigen Google sucht, bekommt man gerade mal 170 Resultate. Nicht gerade sehr viel. Vor allem, da ein Großteil davon auf Simenon verweist. In folgenden Geschichten verwendet er den – in Frankreich wohl eher unüblichen – Namen:

  • »Maigret vor dem Schwurgericht«: Der Name eines Staatsanwaltes.
  • »Maigret und die kopflose Leiche«: Eine Familie des Örtchens Boissancourt, die einen Telefonanschluss hatte.
  • »Der Präsident«: Hier handelt es sich auch um einen Inspektor, von dem die Rede ist.
  • »Der verlorene Sohn:« Familienname des Großvater mütterlicherseits von Alain Lefrançois.

Die Verwendung des Namens in den Werken Simenons erfolgte in die zweite Hälfte der 1950er Jahre – nicht mehr davor und nicht mehr danach. Es scheint fast so etwas wie eine Namensmode Simenons gewesen zu sein.