Bildnachweis: Depardieu als neuer Maigret - (c) Georges Biard (Lizenz) - Bearbeitung: Maigret.de
Depardieu als Maigret
Da hatte man sich an den einen neuen Maigret gerade gewöhnt, da verabschiedet sich dieser von der Bühne und ein neuer steht vor der Türe. Diesmal allerdings nicht als TV-Produktion, wenn ich den Bericht richtig deute, sondern als eine Kino-Produktion. Die Regie wird Patrice Leconte führen, der vor vielen Jahren schon mal mit »Monsieur Hire« einen Simenon verfilmte und als Maigret hat man Gérard Depardieu vorgesehen.
Festzuhalten ist, das Jahrzehnte vergangen sind, seitdem man einen Maigret für das Kino produziert hat. Wenn ich meinen Unterlagen Glauben schenken darf, wurde in Deutschland zuletzt ein Maigret mit Gino Cervi im Kino gezeigt, und dieser entstand 1966. Das ist schon fünfzig Jahre her und schon in der Produktion sah man sich gezwungen, die gewisse Behäbigkeit, die den Maigrets innewohnt, durch Action aufzuwerten.
Richtige Wahl?
Meine erste Reaktion war gewesen: »Rowan Atkinson war schon eine harte Nuss. Gérard Depardieu ist aber noch mal eine ganz andere Nummer.« Auf der einen Seite haben wir es mit einem Schauspieler zu tun, der über ein erhebliches Renommee verfügt. Das steht außer Frage. Das Publikum ist gewillt ihm seine Eskapaden (flegelhaftes Benehmen, übermäßiger Alkoholkonsum, eine Rehe von anderen Dummheiten) zu verzeihen, denn er ist ein guter Schauspieler. Mit einer guten Maske bekommt man es vielleicht sogar hin, dass man ihm den Maigret abnimmt. Aber irgendwie passt er vom Typ nicht: Maigret ist ein Beamter. Beim Anblick von Depardieu kommt mir der Gedanke nicht.
Das wird umso deutlicher, wenn man sich die erste Wahl anschaut: Leconte hatte Daniel Auteuil vorgesehen. Mir sagte der Name etwas, aber ich hatte ein Gesicht dazu. Also schaute ich nach und ... nun ja, bei dem Anblick dachte ich sofort: »Ja, so sieht ein Maigret aus. Der braucht noch nicht mal eine Maske!«
Wenn man mit dem Film ein jüngeres Publikum ansprechen möchte, um sie für Maigret zu gewinnen, stellt sich für mich die Frage, ob Depardieu die richtige Wahl dafür ist (wobei, fairerweise, sich die Frage unter diesem Aspekt auch bei Auteuil gestellt hätte).
Eintagsfliege?
Wird sich der typische Konsument von Maigret-Geschichten – sei es als Buch, Hörbuch oder Fernsehfilm – sich auch aufraffen und ins Kino gehen, um dann einen auf Kino getrimmten Maigret zu sehen?
Ich bin wirklich gespannt, ob es sich um eine Eintagsfliege handelt und ob eine Kino-Reihe daraus entstehen kann. Mir ist klar, dass Kinoproduktionen mit einem größeren Aufwand produziert werden, als man das für das Fernsehen üblicherweise tut. Dass sich Depardieu für das Fernsehen und auch eine Serie nicht zu schade ist, hat er mit »Marseille« auf Netflix schon gezeigt. Aber eine Reihe von Kino-Filmen ist natürlich eine ganz andere Liga.
Aber damit wären wir dann bei der Frage nach dem Aufraffen…
Was kommt...
Das Ganze ist noch ein angelegtes Ei. Der Film befindet sich in einer Pre-Produktionsphase. 2020, vielleicht 2021 können wir mit einem Ergebnis rechnen. Nun soll auch noch verraten werden, welche Geschichte sich Patrice Leconte ausgesucht hat: »Maigret und die junge Tote«. Damit haben wir es auch mit einem Roman zu tun, in dem Inspektor Griesgram (Lognon) und auch hier darf man mal gespannt sein, wer dafür gecastet wird und wie der Konflikt dargestellt wird. Eine ebenbürtige Figur in gewisser Weise ja auch Gegner wäre mehr als wünschenswert.