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Der erste Streich: Die Phantome
Sechs Hörspiele sollen es sein, die in der Vorweihnachtszeit vom Norddeutschen Rundfunk ausgestrahlt werden. Vier der Titel wurden schon früher vertont oder zumindest vorgelesen, manche von ihnen sogar mehrmals. Bei den gewählten Titeln kann man eigentlich nichts falsch machen – es sind in jeder Hinsicht dankbare Stoffe. Ziemlich gespannt bin ich schon auf die Umsetzung von »Schlusslichter«.
Aber angefangen habe ich mit »Die Phantome des Hutmachers« – ich hätte mich nicht an die chronologische Reihenfolge der Veröffentlichung des NDR halten müssen, denn alle Titel sind über die Webseite schon verfügbar und man kann sich auch die, die noch nicht im Radio ausgestrahlten, jetzt schon anhören und herunterladen. Zum Download stehen Sie übrigens – je nach Ausstrahlungsdatum – bis November/Dezember 2021 zur Verfügung.
Janine Lüttmann hat den Stoff bearbeitet und Regie geführt. Sie ist eine leidenschaftliche Radio-Macherin und eine ebenso leidenschaftliche Simenon-Liebhaberin. Das ist eine gute Voraussetzung für ein gutes Hörspiel, deshalb bin ich mit einer gehörigen Portion Optimismus in das Hören gestartet. Allerdings gibt es da immer diese Skepsis: Das Hörspiel ist nur knapp eine Stunde lang, was hat man weggelassen? Simenon ist nicht als Autor bekannt, der mit Längen zu kämpfen hat.
Meine Skepsis war aber innerhalb von kürzester Zeit weggefegt. Ich fand alles wieder, was den Roman ausmacht: Die Verbrechen, die Konflikte, die Motive. Alles verpackt in der vernebelten, trüben Atmosphäre, die man von einer Geschichte erwartet, die am Meer im November spielt. Es gibt einen Erzähler, der das Problem löst, dass die Geschichte aus dem vielen Nachdenken und Grübeln des Hutmachers Labbé besteht.
Der Pedant in mir runzelte nur einmal die Stirn: Warum wird in einem 1948 geschriebenen Roman Labbé der »Dritte Mann« als Film für einen Kino-Besuch vorgeschlagen, der erst ein Jahr später in die Kinos kam? Für eine zeitliche Einordnung der Geschichte ist die Information gar nicht wichtig, da sie zum einen sehr spät in der Geschichte auftaucht, und man diese als Hörer gewiss gut selber vornehmen kann.
Aber alles in allem finde ich es einen sehr gelungenen Start in die Hörspiel-Reihe.
Link zum Hörspiel (verfügbar bis 24.11.2021)