Bildnachweis: Schiedam - (c) PhilipBarrington (Lizenz)
Der Schiedam
»Ist nichts mehr von dem Schiedam von neulich da?«, fragte Maigret die Crew der St. Michel und mit dieser letzten Fragestellung verabschieden wir uns vorerst von der Geschichte des geheimnisvollen Kapitäns. Maigret hat so manches zu sich genommen, in diesem Fall: Rum, Grog, Calvados und einen Schnaps, der mir bis dato nicht untergekommen war – weder im echten Leben, noch bei Maigret.
Mein Eindruck ist, dass in den letzten Jahren das Trinken von Gin in Mode gekommen ist. Zumindest hierzulande. Diese These habe ich hier und da schon mal geäußert. Manchmal wurde mir gesagt, das sei nicht so und wenn man nachfragt, wie lange die betreffende Person schon Gin (Gin Tonic) trinken würde, kam dann oft zur Antwort: »Noch nicht so lang.« Nun ist Gin auch nichts anderes als Schnaps, aber man fragt sich vielleicht, was das mit Maigret und dem Schiedam zu tun hat.
Schiedam ist zuallererst mal eine Stadt in Südholland. Mit dem ausgehenden 16. Jahrhundert kamen Schnapsbrennereien in der Gegend in Mode und es wurde der Schiedam gebrannt. Er erlangte eine gewisse Berühmtheit und sicherte das Auskommen der Bevölkerung, bis nach dreihundert Jahre sich die Erkenntnis durchsetzte, dass ein hoher Alkoholkonsum gesundheitlich problematisch wäre. Der Umsatzrückgang machte der Stadt und den Schnapsbrennereien gehörig zu schaffen, bis hin zu Hungersnöten.
Gebrannt wurde der Schnaps unter dem Namen Jenever (Genever). Basis ist Roggen- oder Gerstenmalz, das Aroma kommt über Wacholder hinzu. Wobei auch teilweise mit anderen Gewürzen wie Kümmel oder Anis aromatisiert wird.
Der Schnaps wird in vielen Quellen dem Arzt gebürtigen Hanauer Franciscus Sylvius zugeschrieben, allerdings lebte der im 17. Jahrhundert, und da gab es den Schnaps schon ein Weilchen. Der Genever wird aber weithin als Vorläufer des Gin gesehen, kommt aber mit einem geringerem Alkoholgehalt daher als der Gin.
Maigret trank den Gin-Vorgänger, wie auf einem Schiff nicht anders zu erwarten, nicht mit irgendeinem Tonic, sondern pur. Und das noch aus fürchterlich dreckigen Gläsern.