Wörterbuch

Die einfache Sprache


Die Texte Simenons empfehlen sich auch deshalb für den Französisch-Unterricht, weil ihnen nachgesagt wird, dass der Schriftsteller eine sehr einfache Sprache nutzte und diese meisterhaft einsetzte, um im Kopf des Lesers ein Bild der Situation oder Umgebung festzusetzen. Stolpert man in Texten über unbekannte Wörter, liegt es wahrscheinlich daran, dass wir die Wörter in unserer Zeit einfach nicht mehr brauchen.

Es kann aber auch ganz anders gehen, wie die überarbeitete Übersetzung von »Maigret und sein Jugendfreund« zeigt. Die Übersetzung beruht auf den alten Übersetzungen von Hansjürgen Wille und Barbara Klau. Da ich von den alten Ausgaben aus der KiWi-/Heyne-Zeit nicht alle Ausgaben besitze, kann ich es derzeit nicht nachvollziehen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es damals hieß:

Die Morgenzeitungen berichteten nur kursorisch von dem Verbrechen in der Rue Notre-Dame-de-Lorette.

​Ich las »kursorisch« und dachte mir: »Hoppla! Was machst Du denn hier?« Aus dem Kontext heraus interpretierte ich, dass es sich wohl nur um eine Notiz handeln würde. Dann überkam mich aber die Neugierde: Was heißt das Wort denn genau?

Der Duden schreibt dazu: »fortlaufend; von einem zum andern rasch fortschreitend, nicht auf Einzelheiten eingehend«. Womit ich dem Sinn wohl recht nahe kam. Allerdings erwähnt er auch, dass dieses Adjektiv immerhin noch unter den 100.000 Wörter zu finden ist, die im Deutschen am häufigsten gebraucht werden. Wobei es nicht unter den 10.000 Wörter ist, die im Deutschen häufig benutzt werden. Man könnte wohl auch sagen, dass es sehr selten benutzt wird. Es heißt dort auch, dass das Wort »bildungssprachlich« ist und auch hier habe ich mich noch einmal kurz kundig gemacht, um nicht als Depp dazustehen, habe ich im Wiktionary nachgeschaut: »dem Vokabular der gebildeten Schicht angehörend, gewisse Kenntnisse voraussetzend«. So etwas habe ich mir gedacht.

Also liege ich mit meiner Vermutung wahrscheinlich nicht falsch, dass dies ein Wort wäre, dass Simenon nicht genutzt hätte.

Aus Neugierde habe ich in einer alten Diogenes-Ausgabe nachgeschaut. Dort heißt es:

Die Morgenzeitungen brachten einen knappen Bericht von dem Verbrechen in der Rue Notre-Dame-de-Lorette.

​Geht doch!

Dafür ist aber der Takt für das Klingeln mit »Ta ta ta ta« wieder realistischer angegeben als in den alten Ausgaben mit »Ti ti ti ti« ... gut, das war jetzt ein Scherz.