Die Marie vom Hafen

Die Fischer kommen


Früher wurden noch »die Netze eingeholt«, nun war man einfach nur »fischen«. Das Resultat ist zumindest für den Fisch identisch. Aber kann man das vom Leser auch behaupten? Übersetzungen sind immer ein schwieriges Thema, was mir gerade mal wieder beim Lesen von »Die Marie vom Hafen« auffiel. Mir fällt es hier sehr schwer, mich für eine Variante zu entscheiden und zu sagen: »Das ist die Bessere!«

Der Klassiker

Es war an einem Dienstag. Die fünf oder sechs Fischkutter, die während der ganzen Woche an der englischen Küste ihre Netze ausgeworfen hatten, waren am Morgen heimgekehrt. Wie gewöhnlich hatten sie im Außenhafen in der Nähe des Fischmarktes festgemacht und erst jetzt, bei Flut, wurde ihnen die Drehbrücke geöffnet.
Die Tage gingen früh zur Neige, denn man befand sich bereits im Oktober. Die Nippflut umspülte gerade eben den Fuß der Felsenklippen. Dort wo die Drehbrücke den Kanal unterbrach, drängten sich die niedrigen Häuser von Port-en-Bessin mit ihren grauen Fassaden und den spröden Schieferdächern.
Wie stets zu dieser Stunde waren die alten Männer zur Stelle, als blaue, mit dunkelblauen Flicken durchsetzte Silhouetten umstanden sie die Drehbrücke.

Übersetzung von Ursula Vogel für Diogenes

Die Neue

Es war an einem Dienstag. Die fünf oder sechs Fischkutter, die während der ganzen Woche vor der englischen Küste fischten, waren am Morgen zurückgekommen. Wie gewohnt hatten sie in der Nähe des Fischmarktes im Vorhafen festgemacht und erst jetzt, bei Flut, öffnete man ihnen die Drehbrücke.
Der Oktober ließ die Tage schneller schwinden, und seine Nipptiden bespülten kaum den Fuß der Klippen. Der Kanal war auf Höhe der Brücke verengt durch die niedrigen Häuser von Port-en-Bessin mit ihren grauen Fassaden und den harten Schieferdächern.
Wie immer um diese Zeit waren die Alten zur Stelle und umrahmten die Brücke mit ihren blauen, dunkleren Flicken besetzten Silhouetten.

​Übersetzung von Claudia Kalscheuer für Hoffmann und Campe