Bildnachweis: Sonne – das Familienmagazin - Sonne – das Familienmagazin
Immer das Gleiche
Bitter ist natürlich, dass er es nicht einmal auf die Titelseite geschafft hat. Zwischen den vielen Schönen und Reichen, die sich in diesem Heft präsentierten (oder präsentiert wurden), taucht der liebe Simenon erst auf der letzten Doppelseite auf – dafür dann aber richtig. Mit der Schlagzeile: »Ich habe Maigret satt«.
Es ist noch nicht allzu lang her, da konnte man auf Übermedien die Stellungnahme eines deutschen Verlages zum Thema »Überschriften« vernehmen:
»Ein verständiger Leser wird der Überschrift gerade keine konkrete Sachaussage entnehmen, sondern vielmehr wissen, dass sich ihm die Zeile erst nach Lektüre des dazugehörigen Artikels vollständig erschließen wird.«
Das Zitat geht noch weiter – bei Interesse empfehle ich, den Artikel bei Übermedien zu lesen. Im Kern geht es darum, dass es manche Verlage (und damit auch Journalisten) völlig legitim finden, Überschriften zu erfinden – denen dann im Text im besten Fall widersprochen wird.
So ist es auch bei dem Blatt mit dem schönen Namen »Sonntag«, welches aus dem Medienhaus Klambt stammt. Die Zeitschrift existiert wahrscheinlich schon Ewigkeiten nicht mehr, aber was die Wahrhaftigkeit angeht, da hat der Klambt-Konzern keinen besonders guten Ruf hat – immer noch nicht, mag man fast sagen. Die Zielgruppe, die die Produkte lesen, sind vermutlich nicht auf der Suche nach Fakten. Die Zielgruppe, über die geschrieben wird, ist allerdings manchmal sehr klagefreudig.
Der Artikel, um den es hier geht, erschien im Juli 1967 und Simenon konnte sich zu der Zeit sehr freuen, dass seine Maigrets so erfolgreich waren. Deshalb waren ihm zu dem Zeitpunkt die Maigrets auch nicht über, wie die Überschrift verheißt, sondern er soll gesagt haben:
»Fünf, sechs Jahre lang schrieb ich überhaupt gar keinen Maigret. Ich hatte ihn bis oben hin satt. Bis dann wieder ein zärtliches Gefühl für ihn in mir aufkam.«
Ob ihn nun wirklich zärtliche Gefühle überkamen, sei einmal dahingestellt. Aber an der Wahrheit ist es doch ein Stückchen näher dran: Ja, es gab eine Zeit, in der Simenon keine Maigrets schrieb. Aber die war zum Zeitpunkt des Artikel auch schon dreißig Jahre her.
Mir ist nicht ganz klar, ob Simenon tatsächlich bei einem Rundgang durch seine Villa mit 40 Zimmern gesagt hat:
»Ich bin nicht arm, aber ich bin auch nicht reich.«
… und sich dann noch mit seinem Koch ablichten lässt. Das wäre schon ziemlich verwegen.
Wie schon erwähnt: In solchen Zeitschriften steht in der Regel jede Menge Stuss.