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Karfreitagsschwarz
Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder zu dem Band von der Büchergilde zurückkommen würde. Aber ich hielt gerade »Maigret hat Angst« in den Händen und blätterte nach vorkommenden Pariser Inspektoren (bisher ist mir noch keiner untergekommen), stolperte dann am Anfang des fünften Kapitels über ein Wort, dass ich so noch nicht gelesen hatte bzw. mir nicht aufgefallen war. Es ging um ein Unwetter.
Gegen fünf Uhr nachmittags war der Himmel plötzlich karfreitagsschwarz geworden, und in der ganzen Stadt hatte man die Lampen anzünden müssen.
So ist es noch in der letzten Ausgabe der Maigret-Romane aus dem Diogenes-Verlag zu lesen, einer Übersetzung von Elfriede Riegler. Was religiöse Fragen angeht, darf man mich ruhig als unbeleckt bezeichnen. Als Ossi habe ich es mit Gott, Kirche, deren Riten und Sprache nicht so. Mich interessiert Karfreitag also eher in der Form, wie man diesen Tag am besten in Urlaubspläne einbetten kann und und seine Bedeutung als Gedenktag für das Sterben von Jesus Christus spielt insofern nur eine Rolle, dass ich an dem Tag auf Fleisch verzichte - die Gründe sind hier aber eher in der Familientradition den im ja sowieso abwesenden Glauben zu suchen.
So verbinde ich mit Karfreitag auch eher die Farbe »grün« und nicht »schwarz«, denn es ist ein Frühlingstag und im besten Fall regnet es nicht. Die Verbindung von »Karfreitag« und »Schwarz« hat mich aber nachschauen lassen, was das denn für einen Beweggrund haben könnte.
Unter dem Wort selbst, wird man nicht besonders fündig. Es gibt zwei Fundstellen - einmal in Zitaten aus einem Regionalkrimi, wobei es keine Erläuterungen gibt. Und dann noch in Google Books mit Verweis auf diesen Krimi. Neun Fundstellen assistiert Google, davon gehen diverse auf das gleiche Zitat zurück. Also nicht besonders hilfreich.
Das Lexikon half mir weiter, denn dort vernahm ich, dass »schwarz« die liturgische Farbe des Karfreitag war. Bei den Katholiken galt das bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, seitdem ist die liturgische Farbe »rot«. Die Protestanten änderten die Farbe nicht. Somit war schon mal geklärt, wie die Verbindung schwarz und dem kirchlichen Feiertag zustande gekommen ist. Eine gängige Beschreibung der Farbe ist es aber nicht.
Wie immer interessierte mich, wie es denn in anderen Übersetzungen ausgesehen hat:
Um fünf Uhr nachmittags hatte sich der Himmel jäh verfinstert, und man hatte überall in der Stadt die Lampen anzünden müssen.
So finden man die Passage in der Übersetzung von Kiepenheuer & Witsch, was mir die Gelegenheit den Band der Büchergilde noch mal in die Hand zu nehmen. Etwas leichter zu verstehen und sehr präzise.
Nun finde ich es grundsätzlich nicht schlimm, wenn mich ein Buch über Worte stolpern lässt. So ist gegen das »karfreitagsschwarz« nichts einzuwenden und ich werde versuchen, das bei nächster Gelegenheit mal in der Praxis anzuwenden. Vielleicht auch nur, um verblüffte Gesichter zu gehen.
Wenn ich mir die beiden Übersetzungen anschaue und insbesondere die Stelle in der es um die Transformation des Himmels geht, ist mir aufgegangen, dass ich das Wort »plötzlich« viel weniger dramatisch finde als »jäh«. Vielleicht lesen wir beim nächsten Mal ja so etwas wie:
Gegen fünf Uhr nachmittags war der Himmel jäh karfreitagsschwarz geworden, [...]
Das Wort »karfreitagsschwarz« ist übrigens eine Herausforderung für die Rechtschreibprüfung im Browser. Der mag das Wort überhaupt nicht.