Bildnachweis: Maigrets Jugendfreund - Kampa
Kurzzeitgedächtnis
Man sollte meinen, dass Simenon allzeit seine Hauptfiguren im Griff hatte. Aber manchmal rutschte was durch. In diesem Fall geht es um Maigret und seinen alten Klassenkameraden Léon Florentin. Beide waren gemeinsam auf dem Gymnasium in Moulins gewesen und hatten nun bei diesem Fall die Gelegenheit, sich wertschätzen zu lernen. Das gelingt leider nicht, da Maigret Polizist war und Florentin ein sehr entspanntes Verhältnis zu Wahrheit hatte.
Vielleicht ist es aber auch kein Irrtum, sondern Simenon wollte zeigen, dass auch der große Kommissar Maigret älter wird und schon mal was vergessen kann. Wie sonst passen diese beiden Zitate (das erste vom Anfang, das zweite vom Ende) zusammen?
Als Florentin hereinkam, waren sie beide einen Moment verlegen, denn sie hatten sich nur ein einziges Mal gesehen, seit sie die Schule in Moulins verlassen hatten. Das war etwa zwanzig Jahre her.
In fünfunddreißig Jahren war er keinem einzigen Mitschüler aus dem Lycée Banville begegnet.
Und dann musste es ausgerechnet Florentin sein!