Le maître d’hôtel
Mr. Pyke war aus London angereist, um die Methoden von Maigret zu studieren. Die Fälle in Paris waren langweilig und Routine, da erreichte ihn ein ungewöhnlicher Anruf von der Côte d’Azur. Ein Mann war ermordet worden und hatte den Kommissar als seinen Freund bezeichnet. Gemeinsam mit dem Engländer reiste er nach Porquerolles.
Als Kind machte ich das auch manchmal, was Maigret in sehr reifen Alter bei seiner Reise ins Urlaubsparadies tat. Ich spielte ein Match gegen einen Gegner, der von seinem Glück, mit mir spielen zu dürfen, nichts ahnte. Die Kategorien waren dabei so ungewöhnlich wie unberechenbar und normalerweise wählte ich als Herausforderer Wettbewerbe, bei denen ich mir handfesten Vorteil versprach. Schließlich soll so ein Spiel nicht verloren werden, wo bliebe sonst der Spaß? Oder mit den Gedanken von Maigret:
Aber hat man nicht das Recht, in seinem Kopf seine ganz eigene Sprache zu sprechen?
Den ersten Punkt konnte Maigret sich, genauer genommen Frankreich geben. Er hatte entdeckt, dass Pyke ein verzücktes Gesicht zeigte, als er durch die Fensterscheibe des Zuges die vorbeiziehende Landschaft betrachtete. Der Engländer versuchte es zu verbergen, aber vor Maigret gelang ihm das nicht schnell genug.
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Im Speisewagen brachte der Kellner Rühreier mit Speck und der Kommissar konnte sehen, dass der Engländer die Nase rümpfte. Die Qualität der Frühstücksspeise war zweifelhaft. Nun ist das Petit Déjeuner nicht die Parade-Disziplin von Franzosen, aber trotzdem: Das hätte nicht passieren dürfen!
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Nach dem Frühstück kam der Kellner, der Maigrets Gewohnheiten kannte, an den Tisch und fragte:
»Ein Schnäpschen wie immer?«
Maigret betrachtete das als zweifelhaften Punkt. Der Engländer hatte zuvor erklärt, dass ein Gentleman nicht vor dem Mittag trinkt. Aber ehrlich, bei einem solchen Spiel konnte es sich der Kommissar nicht erlauben, zimperlich zu sein und Punkte liegen lassen, weil die Engländer komische Ansichten zum Trinken von Alkohol haben.
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Auch die Ankunft in Hyères entzückte den Mann von Scotland Yard und Maigret konnte auf sein Konto einen weiteren Punkt verbuchen. Wäre gelacht, wenn sich dieses Kommissar-Spielchen nicht gewinnen ließe!
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Interruption de jeu
Ich muss auf den Kellner zurückkommen, der Maigret nach dem Schnaps fragte. Die Passage lautet und er aktuellen Ausgabe:
Der nächste Punkt war höchst zweifelhaft: Der Kellner im Hotel, der den Kommissar wiedererkannte – er hatte ihn wohl schon anderswo bedient –, fragte ihn gleich nach dem Frühstück mit leiser Stimme:
»Ein Schnäpschen wie immer?«
Das muss ein verdammter Fluch sein, dass mich solche Sachen wie ein Raubtier anspringen! Unwillkürlich fragte ich mich nämlich, von welchem Hotel die Rede war.
Die beiden waren mit dem Zug – immerhin ein Train Bleu – von Paris in den Süden unterwegs. Mir fehlte eindeutig Kontext und ich blätterte zurück, um die Tour zu verfolgen. Manchmal passiert es mir, dass ich anfange den Text zu überfliegen und deshalb nur oberflächlich lese. So hätte ich den Zwischenhalt in einem Hotel verpassen können. Aber dem war nicht so.
Die Lösung findet sich im französischen Original:
Un point douteux : le maître d'hôtel, qui avait reconnu le commissaire, qu'il avait dû servir ailleurs, vint lui demander d'une voix insinuante, aussitôt après son petit déjeuner:
– Un petit alcool, comme d'habitude?
Der Knackpunkt ist das »le maître d'hôtel«, welches hier mit »Kellner des Hotels« übersetzt wurde. Geläufige Übersetzungen dieses Begriffs wären »Oberkellner«, den es in einem Luxuszug wie diesen gewiss gegeben hatte. Möglich wäre auch »Butler«, was weniger passend wäre. Die verwendete Übersetzung ist leider nicht korrekt und kann zu Irritationen führen.
In der Diogenes-Übersetzung wurde schlicht der Begriff »Kellner« verwendet.
Endstand
6:2
(am Ende von Kapitel 2)