Josephine Baker

Madame Bakers Liebhaber


Nun ist es nicht so, dass sich Simenon in seinen autobiografischen Schriften sehr ausführlich über seine Beziehung zu Josephine Baker geäußert hätte. Andererseits kann man nicht sagen, dass es die Baker anders gehandhabt hätte. In ihrer Autobiografie »Ausgerechnet Bananen« hat sie für das Abenteuer »Simenon« auch nur einen Absatz über – aber der bestätigt die Worte Simenons.

Simenon erwähnte die Romane in seinen »Intimen Memoiren«. Seinen Worten ist nichts hinzuzufügen:

Romanzen für Backfische, mit viel Leid, aber viel Liebe und Hochzeit am Ende. Die Braut mit den eiskalten Händen, Miss Baby, denn ich war der »gute Freund«, wie man in jenen Romanen sagte, von Josephine Baker geworden, die ich geheiratet hätte, wenn ich es, unbekannt wie ich war, nicht abgelehnt hätte, Monsieur Baker zu werden. Um sie zu vergessen, zog ich mich sogar mit Tigy auf die Île d’Aix gegenüber von La Rochelle zurück. Wir sollten uns erst dreißig Jahre später in New York wiedersehen, beide noch immer verliebt.

Und wie sah Josephine Baker die Beziehung? In ihren Memoiren ist – als hätte sie geahnt, dass es bei Georges auch nur ein Absatz werden würde – die Episode nicht viel ausführlicher geschildert:

Zusammen mit Maud und Mamie, zwei netten Mädchen, miete ich ein Appartement in der rue Henri Monnier auf dem Montmartre. Jetzt kann ich zweihundert Dollar nach Saint Louis schicken. Weil ich nicht recht weiß, wie das von hier aus zu machen ist, bitte ich einen meiner Verehrer, für mich aufs Postamt zu gehen. Er ist ein junger Journalist, sehr nett und liebenswert. Er heißt Georges Simenon. Nachdem er diese Transaktion für mich getätigt hatte, galt er allgemein als ... mein Sekretär! Ich stelle fest, daß alles, was ich tue oder nicht tue, sofort eine besondere Auslegung findet. Das kommt davon, wenn man im Licht der Öffentlichkeit steht. Georges verschwindet eines Tages, wie er aufgetaucht ist. Er ist verheiratet. Sonderbar: immer ist eine Wand zwischen mir und den Menschen, die ich lieben möchte. Aber fort mit den trüben Gedanken. Das Leben ist ein Wirbel aus Emotionen, Sensationen, Gesichtern, ein bacchantischer Reigen.

Bemerkenswert erscheint an der Stelle, dass Simenon den Ruhm von Josephine Baker schon erahnte. Sie dagegen beschreibt Simenon als Journalisten, der er zu dem Zeitpunkt schon geraume Zeit nicht mehr war. Und sie schreibt von Liebe und erwähnt, dass er verheiratet war. Sehr gut möglich, dass sie über so etwas wie eine Ehe gesprochen wurde. Aber spekulativ, da sowohl die eine wie der andere darüber nur in Andeutungen schreiben.

Wie passend: Schließlich geht es sowohl beim Tanz wie auch in der Literatur um Fantasie …