Bildnachweis: Hotel de l'Univers - Postkarte - Bearbeitung: maigret.de
Maigrets Ouistreham (IV)
Erstaunlich ist der Komfort-Zuwachs beim Telefonieren über die letzten hundert Jahre. Wenn man sich überlegt, dass man früher durch die Strippe des Telefonapparates fixiert war; das davor nicht jeder einen Telefonanschluss hatte und noch ein wenig früher man das Gespräch immer vermittelt bekommen musste, ist das heutzutage schon toll, dass man an fast jeder Ecke telefonieren kann. Es hat nichts Exotisches.
Für Maigret war das Telefon ein alltägliches Hilfsmittel bei der Arbeit, aber eines zu dem er sich zu begeben hatte und vor allem, das in seiner Verfügbarkeit sehr eingeschränkt war. Da wäre beispielsweise die Tatsache, dass man Ouistreham ab neunzehn Uhr nur noch über einen Anschluss erreichte und das war nicht etwa die Post, sondern die Nummer des Bürgermeisters. Aus administrativer Sicht war das vielleicht sinnvoll, der Service für die Kunden spielte nur eine untergeordnete Rolle.
So konnte Maigret während der Ermittlungen nicht aus seinem Hotel anrufen, sondern musste sich zum Bürgermeister begeben, um telefonieren zu können.
Die Geschichte spielt im Frühherbst und so war schon Nebensaison, weshalb die Kleinbahn nicht mehr so häufig fuhr. Vorteil: Maigret bekam ohne Probleme ein Zimmer. Er nächtigte im »Hotel de l’Univers. Maigret führte – auch indirekt – keine Klage über das Hotel, also war eher recht zufrieden.
Der Wirt war schon im Nebensaison-Modus, denn es wird berichtet, dass er das Hotel zumachte, nachdem er sein abendliches Kartenspiel beendet hatte.
Ganz einfach hatte er es mit Maigret nicht, denn ein typischer Gast war der Kommissar nicht: Ging und kam zu den merkwürdigsten Zeiten, und pflegte dann auch noch Hunger zu haben. Der Wirt war heilfroh, dass diese ganze Affäre um den Kapitän nicht in der Hauptsaison passiert war.
Eine kleine Recherche ergab keine Möglichkeit, heute in einem Hotel diesen Namens in Ouistreham abzusteigen. Aber die obige Postkarte zeigt, dass ein solches Hotel in Ouistreham in früherer Zeit existiert hat. Man bekommt einen Eindruck, dass es auch gar nicht mal so klein gewesen ist. Leider lässt die Postkarte keine Rückschlüsse drauf zu, wo sich das Hotel genau befunden hat.
Aus mir unerfindlichen Gründen war man damals der Meinung, dass es eine gute Idee ist, die Briefmarke und damit auch den Stempel auf die Motiv-Karten-Seite der Postkarte zu setzen. Das bringt dann ein wenig Arbeit mit sich, um das Postkarten-Motiv zu einem »schönen« Motiv zu zaubern. Aber wie man sieht, geht’s.