Bildnachweis: Vertrag - (Lizenz)
Nur ein Vertrag
Während unsereiner darauf wartet, dass Gérard Depardieu den Mord an der jungen Toten auf der großen Leinwand aufklärt und mit etwas Glück ist es im Herbst soweit, haben die Rechte-Verwalter Simenons Erbe neue Interessenten für Maigret als Serien-Stoff gefunden. Nun wissen wir, wer die Rechte hat, aber wer der Kommissar werden soll, noch nicht.
Allein diese Tatsache zeigt, so ein Name noch nicht genannt wird, dass noch einige Zeit ins Land gehen wird, bevor irgendetwas auf den Bildschirmen und Monitoren zu sehen sein wird. Ich erinnere mich, dass ich vor etwa zwei Jahren vermeldete, dass man plant, einen Maigret-Film mit Depardieu zu drehen – und nun wird er zu sehen sein. In diesem Fall ist nicht bekannt, wann man angefangen hatte, über die Rechte zu sprechen und die Produktion zu planen.
Der Umfang
An der Vereinbarung finde ich diesen Punkt mit am interessantesten: Die neuen Partner – Red Arrow Studios International und Playground – sichern sich die Rechte über alle 75 Romane und zusätzlich die Kurzgeschichten. Man soll da jetzt nicht zu kleinlich sein und anfangen zu meckern, dass der 0. Fall wohl nicht Teil des Deals ist – es ist genügend Stoff, um uns auf Jahre zu beschäftigen. Würden die Produzenten sich auf ein klassischen Serien-Format einlassen, welches 24 Folgen für eine Staffel umfasst, immerhin 4 Jahre. Aber Episoden in solcher Aufmachung wären erfahrungsgemäß nur 45 Minuten lang. Das erscheint ein wenig unwahrscheinlich – sind die einzelnen Folgen länger, so wäre der Umfang der Staffeln wiederum kürzer.
An der Stelle wollen wir nicht hoffen, dass man das Produktionstempo der Atkinson-ITV-Produktion einlegt, dann wären die Herrschaften für die Verfilmung des gesamten Stoffes über fünfzig Jahre beschäftigt. Das würde zumindest mich ein wenig frustrieren.
Denn ...
Alles, was bisher bekannt ist, steht in der Pressemitteilung. Solche Verlautbarungen kennt man und obwohl die Meldung ziemlich lang ist, ist ihr wenig Konkretes zu entnehmen.
Ein Produzent der neuen Maigret-Reihe ist Colin Callender (Sir Colin Callender, so viel Zeit muss sein), der auch Playground, gegründet hat. Diese produzierten in der Vergangenheit prämierte Serien wie »Wolf Hall«, »Howards End«, »All Creatures Great and Small« und er war vorher bei HBO. In den 22 Jahren bei dem schon legendär zu nennenden Kanal, wurden 132 Emmys gewonnen. Zahllose andere Preise einschließlich Oscars sollen an der Stelle nicht aufgezählt werden. 2009 verließ er die Fernsehfirma, ging nach New York und produzierte an dortigen Theatern, bevor er 2012 Playground gründete. Die sowohl in New York und in London ansässige Firma ist sowohl im Fernseh- wie auch im Theater-Bereich tätig. So wurde ein Harry-Potter-Stück 2020 in Hamburg von ihm produziert.
Die Geschäftsführer David Stern und Scott Huff gehören zu den weiteren Produzenten von Seiten Playgrounds. Auf Seiten von Red Arrow Studios International kümmern sich Tim Gerhartz und Rodrigo Herrera Ibarguengoytia um das Projekt. Red Arrow sind es auch, die sich um den globalen Vertrieb kümmern – denn darauf ist man aus.
Ein bisschen Angst
In der Pressemitteilung gibt es ein Zitat, dass Tim Gerhartz als Präsident von Red Sparrow in den Mund gelegt wurde:
Wir freuen uns darauf, eine neue und unverwechselbare Adaption zu schaffen, die sowohl die bestehenden Fans von Maigret als auch neue ansprechen wird.
Das Wort »fresh«, welches verwendet worden ist, hat noch eine ganz Reihe von Bedeutungen. Welche Gerhartz gemeint hat, weiß ich nicht. Im Sinne von »neu« ist es noch die harmloseste Variante. Im Sinne von «innovativ« fängt die Angelegenheit an, beunruhigend zu sein. Im schlimmsten Fall hat man nachher so etwas wie den Sherlock-Holmes-Verschnitt »Elements« an den Backen, an den nicht mehr viel an den Detektiv aus der Baker Street erinnert – außer seine Name.
Also ich packe meine Befürchtungen erst einmal wieder in die Kiste. Schließlich sind da noch die Meriten des Produzenten Callender, die viel Hoffnung machen.
In den nächsten Jahren werden wir in homöopathischen Dosen über den Fortschritt informiert werden. Und irgendwann flimmert irgendwas über den Bildschirm. Nur Geduld – erst einmal ist es nur ein Vertrag.
Link zur Pressemitteilung: https://bit.ly/35JOHEq