Œufs à la mode de Caen


Mich beschäftigte eine Frage und deshalb griff ich zu den alten Ausgaben. Aus dem Regal heraus lachte mich eine Heyne-Ausgabe an und ich dachte mir, dann schaue ich auch in der nach. Eines meiner Probleme ist, dass ich mich leicht ablenken lasse: So war die eigentliche Frage geklärt, aber eine neue Fragestellung tat sich auf – hartgekochte Eier.

Beim Überfliegen des Textes stolperte ich über die Passage, in der sich Maigret fragte, wie er seinen Gast – Monsieur Pyke von Scotland Yard – verköstigen sollte. Was er im Original in Erwägung zieht und in den neueren Ausgaben, darüber habe ich mich vor Kurzem recht ausführlich ausgelassen. In der Heyne-Ausgabe war an der Stelle zu lesen:

»Essen Sie gern hartgekochte Eier in Scheiben mit Zwiebeln?«

Das ist meilenweit entfernt vom Original-Text, in dem steht:

»Vous aimez les tripes?«

… und Simenon im Anschluss konkretisiert, dass es sich um »tripes à la mode de Caen« handeln würde. Eine solche Präzisierung wurde auch in der Heyne-Übersetzung vorgenommen, in dem Bezug zu »Eiern à la Caen« hergestellt wird.

Ungläubig

Im ersten Moment, als ich von den Eiern las, war ich absolut ungläubig. Wie konnten Wille und Klau Eingeweide durch Eier ersetzen? Einfach so! Nur wenige Augenblicke später war ich überrascht, dass eine Suche nach »œufs à la Caen« eine stattliche Zahl von Ergebnissen brachte – einschließlich appetitmachender Bilder.

Der Heyne-Verlag brachte, wie später auch Diogenes, ein Buch von Robert J. Courtine mit den Rezepten von Maigret heraus. Die Aufmachung ist recht schlicht. In dem Band finden sich eine ganze Reihe von Rezepten zu Innereien. Mein absoluterLiebling beim Durchblättern war übrigens Kalbsbries mit Morcheln, zu denen der Autor einen »Château Lafitte Rothschild (roter Bordeaux)« empfiehlt und die Erklärung in Klammern stammt nicht von mir, sondern ist so im Buch zu finden. Ein recht junger Spross dieser Domäne kostet im Augenblick um die 1.000 Euro – der Preis mag damals ein anderer gewesen sein. Das Budget einer ambitionierten Hausfrau, die einen Maigret-Rupert-Davies-Themenabend kulinarisch gestalten wollte, dürfte er auch damals belastet haben – und das mag eine gehörige Untertreibung sein.

In dem Band findet sich natürlich auch das Kutteln-Rezept. Der Abschnitt mit den Eierspeisen ist dünn gehalten und »Eier à la Caen« sind darin nicht zu finden.

Ungelöst

Ich werde das Rätsel, wie Wille/Klau auf Eier gekommen sind, nicht lösen können. Aber ich ein wenig zu dem günstig zuzubereitendem Gericht verraten.

  • Sie brauchen für die Zubereitung sechs Eier, 4 Tomaten und 2 rote Zwiebeln.
  • Dazu ein wenig Parmesan, Butter, zwei Stangen Rosmarin sowie Muskatnuss.
  • Mit ein wenig Milch, Sahne und Mehl ist man schon fast komplett.
  • Nach dreißig Minuten Vorbereitungszeit wird das Ganze eine Stunde gegart und schon ist man fertig.

In einem französischen Kochblog las ich, dass man für den hungrigen Ehemann auch ein paar Kartoffeln hinzufügen kann. Dann wäre das Ganze nicht nur lecker, sondern auch noch besonders sättigend.

Wen das gesamte Rezept samt Zubereitung interessiert, wird unter anderem hier fündig.

So sehr ich mich über das Sakrileg der schlechten Übersetzung aufregen kann, muss ich festhalten, dass Monsieur Pyke mit den Eiern vielleicht besser fährt als mit den Kutteln. Zumindest mir – als extrem mäkliger Mensch – ging es so. Das Thema, das ich eigentlich bearbeiten wollte, muss ein wenig warten, da ich nun damit beschäftigt bin, eine Einkaufsliste für dieses Rezept zu schreiben. Zu allem Unglück bin ich auch noch über biografische Daten des Koches Robert J. Courtine gestolpert und sehe mich außerstande, diese hier unbeachtet zu lassen – dazu also auch demnächst mehr.