Nationalbad

Pause: Nation


Als Verkehrsknotenpunkt zwischen dem 11. und 12. Arrondissement tritt »Nation« immer wieder in Erscheinung und hat einen ähnlichen Charme wie Châtelet: also gar keinen. Erst wenn man aus den Tiefen aufsteigt, sieht man, was man verpasst hat. Der Place de la Nation ist ein riesiger Platz, umrahmt von einem Kreisverkehr, in der Mitte eine Denkmal. Schon sehr typisch ...

Andererseits auch wieder nicht, denn der Verkehr ist nicht so schlimm, wie man es sich jetzt vorstellt und bei schönem Wetter und wärmeren Temperaturen versammeln sich die Leute hier. Man sieht die Hundebesitzer miteinander plaudern. Die Menschen nutzen die zahlreichen Sitzgelegenheiten, um das Denkmal »Triomphe de la République« (was denn auch sonst), oder liegen einfach nur auf dem Rasen. Dann hat das nicht mehr den Charme eines Verkehrsknotenpunktes. 

Zwölf Straßen gehen von dem Platz ab – schwierig, den Überblick zu behalten. Also fast so, wie bei den zahlreichen Linien, die den Platz schneiden. Wer nicht den richtigen Eingang zu seiner Linie wählt, kann richtig Spaß haben und rennt sich dumm und dämlich.

In Richtung Cours de Vincennes sind auch noch zwei Säulen erbaut worden. Diese sollten die ehemalige Stadtgrenze markieren. Sie basieren auf Entwürfen von  Claude-Nicolas Ledoux, heißen also schlicht die Ledoux-Säulen.

 

Wie wir auch erleben durften, wird der Platz auch gern für Demonstrationen genutzt. Der Triumph-Dame ist das zur Zeit auch anzusehen, ist doch die letzte Veranstaltung erst drei Tage her.

Nun ist das hier kein Reisetagebuch, sondern irgendein Bezug zu Maigret muss sich schon herstellen lassen. Mein erster Ansatz wäre gewesen, dass es ein so riesiger (und irgendwie schöner Platz) in Paris ist und ich überhaupt keine Erinnerung habe, dass er eine Rolle gespielt hat. Und mit der Annahme lag ich fast richtig … wenn da nicht der 0. Fall wäre. Am Ende des dritten Kapitels spielt der Platz eine kurze Nebenrolle:

Als er die Porte de Montreuil erreichte, war das Taxi nur hundert Meter entfernt. Er schnappte sich seinerseits eines, das dem ersten durch die Rue d’Avron folgte, mit ihm die Place de la Nation umrundete, langsam durch den verstopften Faubourg Saint-Antoine fuhr und an der Place de la Bastille anhielt.

Diese mangelnde Präsenz, so unverdient sie ist, liegt sicher auch an der Randlage des Platzes.