Borte

Posamenterie


Die Suchfunktion der Webseite wie auch das Internet bewahren mich normalerweise davor, mich zu wiederholen. Wenn ich also einen Begriff finde, der in mir den Verdacht erregt, er wäre aus der Zeit gefallen, dann schlage ich nach. Bei dem oben genannten Begriff hätte ich geschworen, dass ich den schon mal erwähnt habe – aber es findet sich hier keine Spur. Nun ist er mir ein zweites Mal untergekommen, also wird es Zeit.

​In »Maigret und die verrückte Witwe« arbeitet Monsieur Crispin in einer Posamenterie. In »Maigrets Memoiren« las ich gerade:

Ich war nahe daran, eine Stellung in einer Posamenterie in der Rue des Victoires anzunehmen. Ich sollte mich am nächsten Morgen mit Referenzen einfinden, die ich von meinen ehemaligen Lehrern erbeten hatte.

​Da wusste ich, dass ich den Begriff schon mal nachgeschlagen hatte. Bestimmte Sachen kann ich nachschlagen und habe zehn Minuten später trotzdem wieder vergessen, was es ist. Mein Gehirn legt sich für mich fest: »Junge, das ist verdammt unwichtig für Dich. Ich setze das mal auf die Löschen-Liste.« Vielleicht kann mich ja jemand in zwölf Wochen mal fragen, was es mit dem Begriff auf sich hat – die Chance, dass ich vergessen habe ist recht groß.

Also: Bei einer Posamenterie handelt es sich um einen Laden, in dem beispielsweise »Zierbänder, gewebte Borten, Fransenborten, Kordeln, Litzen, Quasten, Volants, Spitzen aller Art und überzogene Knöpfe« unter dem Sammelbegriff schmückende Geflechte verkauft werden. Für mich läuft das quasi unter Schnickschnack und das erklärt die Säuberungsaktion meines Gehirns.

Maigret ist nun gerade in Paris angekommen. Er hat jahrelang im Hause eines Bäckers gelebt und dürfte einiges davon mitbekommen haben. Anschließend hat er Medizin studiert, auch wenn er das Studium nicht beendet hat und nun stellt er sich in einem Laden vor, welcher Posamente verkauft. Eine Vorliebe für dieses Metier habe ich weder in »Maigrets Memoiren« noch in anderen Werken herauslesen können, oder haben wir je Maigret in einem bürgerlichen Haus erlebt, wie er zur Dame des Hauses sagte: »Was für eine schöne Borte…«? Ich würde auch mal in den Raum stellen, dass die Referenzen für Maigret eher allgemeiner Art sein dürften.

Zumindest in den Memoiren wird das Thema nicht wieder angerissen. Was für eine Idee hat Simenon denn dabei geritten?

​Nachtrag: Twitter ist nicht für die Ewigkeit. Meine Suche führte mich nicht zu dem Tweet, aber bei der manuellen Durchschauen meiner Tweets habe ich nun entdeckt, dass ich mich 12. Juni 2018 darüber ausgelassen habe:

Lernen mit #Maigret: »Er war auch im Handel tätig. In der Posamenterie, glaube ich.« Bei Posamenten handelt es sich um schmückende Geflechte, wie Kordeln, Zierbänder, Spitzen - die als Schnickschnack an Kleidung oder Möbeln angebracht sind. Früher durfte|musste ich die Fransen am Teppich meiner Oma kämmen - damit war ich auch in der Posamentrie beschäftigt, wie man die Branche nennt. Eine Posamenterie scheint in diesem Zusammenhang ein Geschäft zu sein, in der es Accessoires zu kaufen gibt.

​Man spricht übrigens auch von einer Passementerie.