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Bildnachweis: Rupert und das Schaf – Jasmin
Rupert und das Schaf
Wer einen vergnüglichen Nachmittag verbringen möchte, der sollte sich auf einem Trödelmarkt alte Zeitschriften besorgen. Damit hat man eine Menge Spaß! Ins Auge fallen die Anzeigen, die aus der Zeit gefallen sind (ein VW-Käfer für etwa 4000 Mark!) – entweder, weil es die Produkte nicht mehr gibt, sie obsolet geworden sind oder es heute aus diversen Gründen ein Unding wäre, so zu werben.
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Cover
Bildnachweis: Jasmin
Dann sieht man Karrieren, die keine geworden sind oder ganz andere geworden sind: In der »Jasmin« von 1969 ist von einem zukünftigen König Charles die Rede – das hat er bis heute nicht geschafft. Von den ganzen verstorbenen Leuten mal ganz zu schweigen.
Die Zielgruppe der Zeitschrift hat sich mir nicht erschlossen. Sie trägt einen Frauennamen und laut Zeitschriften-Titel-Unterzeile ist es »Die Zeitschrift für das Leben zu zweit«. Der Aufmacher auf dem Titelblatt teasert das immerwährende Thema »Was Frauen an Männern nicht verstehen« an, während im Heft-Inneren sich dann aber auch Beiträge zum frustrierenden Leben von Geschiedenen, dem Phänomen Rudolf Schock (Rudolf wer, mögen sich jetzt viele fragen) und ein Erotik-Lexikon befinden.
Wenn hier über eine deutsche Zeitschrift in den 60er Jahren geschrieben wird, gibt es nur drei Gründe, die eine Abzweigung in Richtung »Simenon und Maigret« erlauben: Simenon selbst, Heinz Rühmann oder Rupert Davies. In diesem Fall ist es allerdings nicht so schwer, denn die Überschrift verrät schon, wer der Held es Artikels ist: Rupert Davies.
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Aus der Jasmin
Bildnachweis: Jasmin
In dem Artikel geht es um die merkwürdigen Haustiere von Prominenten. So ist zu erfahren, dass Walter Scheel seinen Basset mochte, die Familie Jürgens (Curd, wohlgemerkt) ihr eigen nannte und Peter Frankenfeld zu einem Gänserich gekommen war.
Rupert Davies dagegen nannte ein Schaf sein eigen. Dagegen kann man gar nichts einwenden, denn das Grundstück, dass er besaß, sah so aus, als könne man zur Grünpflege mehr als ein Schaf halten. Rasenroboter waren zur damaligen Zeit noch nicht erfunden, da war Schafhaltung eine echte Alternative.
Der Schauspieler indes hatte sich vorgenommen, das Tier immer mal wieder an die Leine zu nehmen, und mit ihm spazieren zu gehen. Die Formulierung, dass er seine Maria »bei jedem Spaziergang neu erobern« müsse, dürfte eine geschönte Umschreibung dafür sein, dass das Schaf keine so große Freude an dem exzentrischen Hobby des Maigret-Darstellers hatte.
Man sieht: Die Nichtigkeiten, mit denen man damals das Publikum unterhielt, haben sich nur wenig geändert.
Gefunden in der »Jasmin« vom 13. Oktober 1969. Der Beitrag erschien erstmals 2018 auf maigret.de.