Schnecken
Verbrecher jeder Couleur sind schon wichtig in einem Krimi. Gerade den in Frankreich spielenden Krimis mag ich nicht absprechen, dass sie gewisse Sehnsüchte und Fernweh wecken und deshalb gern gelesen werden. Mancher interessiert sich auch für das, was Maigret so in flüssiger Form zu sich nimmt. Schließlich ist seine Vorliebe für Bier und Calvados nicht von der Hand zu weisen. Dann wären da noch die Speisen.
Zu den Sachen, zu denen ich kulinarisch überhaupt keinen Zugang finde, gehören Froschschenkel und Schnecken. Bei Froschschenkel kann ich noch nicht einmal sagen, dass sie mich anekeln würden. Im Zweifel schmeckt es wie Hühnchen und dann kann ich auch gleich Hühnchen essen. Mein Verhältnis zu Schnecken ist noch ein wenig komplizierter, da sagt mir mein Kopf gleich: »Das lass mal lieber!« Durchaus möglich, dass dies in die Kategorie »Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht.« fällt, aber so ist der Mensch nun halt.
Nun der Sprung zu Maigret: In »Maigret als möblierter Herr« ist der Kommissar Strohwitwer und somit auch Selbstversorger. Nun ist dem Buch nicht zu entnehmen, dass er selbst für sich kochen würde. Er geht nach der Arbeit halt in ein Restaurant und speist dort, was auch eine Art der Selbstversorgung ist. Er wählt Schnecken, da er diese zu Hause nicht so häufig bekommt. Madame Maigret mochte keine Schnecken.
Das hieß aber nicht, dass sie ihm dieses Gericht nicht hin und wieder zu Hause kredenzen würde. In »Maigret und der Messerstecher« gibt es die Gelegenheit. Zum Leidwesen des Kommissars, musste er darauf verzichten, da er eine Einbrecherbande - die gerade gefasst worden war - zu verhören war. Es ging um Mord! Sein Trost war, dass er vielleicht später Schnecken in der Brasserie nehmen konnte.
So war das Leid auf Seiten von Madame Maigret vielleicht viel größer, denn die arme Frau saß nun zu Hause mit einer großen Portion Schnecken, die sie eigentlich gar nicht mochte. Aber das vergaß Simenon an der Stelle zu erwähnen.