Der gelbe Hund

Schnellsprecher


Der Bayerische Rundfunk stellte eine Reihe von Hörspielen zum Download bereit – darunter auch eine Produktion des eigenen Hauses aus dem Jahr 1961. Die Regie führte Heinz-Günther Stamm, das Drehbuch stammte von Gert Westphal – der das Stück ebenfalls produziert hatte: ein paar Monate zuvor für den Südwestfunk. Maigret wurde in dieser Produktion durch Paul Dahlke gesprochen.

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Paul Dahlke

Der 1904 geborene Schauspieler war in den 1930er-/1940er-Jahren ein viel beschäftigter Mann gewesen. Selbst als das Dritte Reich im Winter 1944/45 in den letzten Zügen lag, drehte er noch an einer Filmkomödie – möglich war es nur, da Dahlke auf der Gottbegnadeten-Liste stand, die ihn davor verschonte eingezogen zu werden. Der Film-Titel lautete »Dreimal Komödie«. In die Kinos schaffte es der Film nicht mehr vor Kriegsende. Seine Karriere konnte Dahlke in die neue Zeit retten, das ging nicht allen so (beispielsweise dem Hauptdarsteller des Films Ferdinand Marian). In den 50ern und 60ern war er gut im Kino beschäftigt, danach auch im Fernsehen. Den Anschein, dass der Schauspieler in Ruhestand gegangen wäre, hat man nicht. Vielmehr wurde er aus seinem Schauspieler-Leben gerissen – im Alter von 80 Jahren starb Paul Dahlke. 

1961 erfolgt das Engagement als Hörspiel-Maigret. Die Reihe umfasste sechs Maigret-Adaptionen. Schwer zu sagen, ob ich Dahlke als Film- oder TV-Schauspieler als Maigret akzeptieren würde – als Stimme ist er ein 1A-Maigret. So und nicht anders stelle ich mir vor, sollte der Kommissar klingen. 

Ganz schön schnell

Die Geschichte, die Stamm in Szene gesetzt hat, ist sehr nah an der Vorlage. Unstimmigkeiten fallen nicht auf. Die Hörer werden gut in die Szenerie und in die Geschichte eingeführt. In der Natur der Sache liegt auch, dass Maigret als Ermittler im Mittelpunkt steht. Auch die Auflösung des Falls wird passend inszeniert. 

Während die Story rund ist, störten mich zwei Aspekte an der Inszenierung: Alle Darsteller sprachen sehr schnell. Mir kam die Idee, dass irgendjemand das Band ein wenig schneller ablaufen ließ, so wie das Streaming-Dienste heute anbieten, damit die Klientel beispielsweise eine Serie zügiger schauen kann. Dies tangierte alle Figuren, aber gerade im Bezug auf den Kommissar scheint mir das besonders zum Tragen zu kommen, denn das Bedächtige von Maigret verschwand durch dieses Rasen. 

Auch fand ich die Darstellung des Pariser Polizisten – zu dem Zeitpunkt gerade in Reims stationiert – ein wenig zu laut. Maigret ist so nicht. Der Mann ist Pfeifenraucher, die pflegen keine Hektiker zu sein. (Oh, das mag jetzt ein krasses Vorurteil sein, aber da möge man mich gern korrigieren.)

Im Abspann wird erwähnt, dass Klausjürgen Wussow mitspielte. Als Schwarzwald-Doktor später ja sehr bekannt geworden, spielt er hier auch einen Arzt. Ich hätte angenommen, dass ich seine Stimme wiedererkennen würde. Tat ich aber nicht, obwohl er auch hier einen Arzt spielt – Dr. Michoux. 

Kurzes Fazit

Eine hörenswerte Adaption der Geschichte. Wer sich vor seinen Empfänger setzt, kann nicht viel falsch machen. Ich konnte weder an dramaturgischen noch an technischen Aspekten festmachen, dass die Produktion schon über sechzig Jahre alt ist. Die beiden Kritikpunkte sind er kleinerer Natur und würden mich nicht davon abhalten, mir das Hörspiel noch einmal anzuhören.