Speisekarte Rôtisserie Périgourdine

Überraschend wahrhaftig


Insgeheim habe ich die Hoffnung, dass jetzt alle fix durchgeimpft werden und dann ein wenig Normalität einkehrt. Damit ergäbe sich die Chance, die im letzten Jahr abgesagte Reise nach Paris nachzuholen. Da habe ich so manchmal dran gedacht, als ich jetzt das Register für »Maigret als möblierter Herr« erstellt habe, und da kam mir auch der verwegene Gedanke, das Buch »abzulaufen«.

Nüchtern betrachtet

Zweiundzwanzig Straße und Plätze dazu ein Krankenhaus und ein Warenhaus. Alles schön über Paris verteilt. Spielte sich anfangs noch alles in der Nähe der Rue Lhomond ab, geht es nachher in das 1. und 2. Arrondissement, wechselt mal fröhlich zum Place des Ternes im 8. bzw. 17. Arrondissement und dem Place de Clichy an der Grenze zwischen dem 8., 9., 17. und 18. Arrondissement, um auch noch einen Handelnden am Boulevard Richard-Lenoir leben. Würde ich das angehen, sollten die öffentlichen Verkehrsmittel mit einbezogen werden. Anderweitig ist das an einem Tag nicht zu schaffen.

Aber noch ist das ja ein Traum.

Reederei und Schiff

Vieles von dem, was in den Geschichten erzählt wird, ist reine Fantasie. Hausnummer stimmen nicht, Restaurants können an den bestimmten Stellen nicht existiert haben. Umso faszinierender ist es, wenn man in der Geschichte nicht nur ein Tröpfchen Wahrheit entdeckt, sondern einen ganzen Schluck. Désiré Boursicault fuhr als Zahlmeister zur See und arbeitete bei der Reederei »Chargeurs Réunis«. Diese Reederei gibt es nicht mehr, da die Firma sich in den 1980er Jahren umstrukturierte, die Transportbereiche (zu dem auch eine Fluggesellschaft gehörte) abstieß und sich darauf konzentrierte, technische Textilien und Oberflächenschutz herzustellen. Der Gründer der Firma hätte diese Entwicklung so wahrscheinlich nicht vorhergesagt, aber was sollte der 1872 auch schon wissen.

Der Zahlmeister war nach Äquatorialafrika unterwegs und fuhr seit geraumer Zeit auf einem Schiff mit dem Namen »Asie«. Es war schon irgendwie eine Freude, als ich herausfand, dass nicht nur die Reederei existiert, sondern dass für diese Reederei in der Zeit ein Schiff fuhr, das diesen Namen trug und es auch noch mit einem Bild belegen kann. Damit dürfte es sich aber auch haben, es sei denn, es kommt noch jemand mit einer Passagierliste um die Ecke, auf der sich der Name Désiré Boursicault findet.

Antrag

Erwähnter Désiré hatte sich in eine Françoise verguckt und als sie diese gegenüber Maigret in ihren Erinnerungen schwelgte, erwähnte sie auch, dass sie eines Abends in der »Rôtisserie Périgourdine« zu Abend gegessen haben. Danach habe ihr Désiré einen Heiratsantrag gemacht. Sehr schön, und noch schön er ist, dass es das Restaurant auch gegeben hat. So wie es scheint, war es ein gehobenes Restaurant am Place Saint-Michel – wie man anhand der Abbildungen oben sieht. Der Küchenchef bzw. Besitzer Edouard Rouzier schaffte es nicht mehr zu einem Eintrag in der Wikipedia, der Name taucht aber auf – als, sagen wir mal, Lehrmeister ihm nachfolgender Meisterköche. Auch das ein Indiz, dass Désiré vor dem Antrag ein wenig imponieren wollte.

Damit wird das Thema »möblierter Herr« erst einmal beschlossen.