Bildnachweis: - Philippe Sadzot
Une enquête de l’inspecteur Maigret
Vermutlich hat Philippe Sadzot sein kleines Kunstwerk nicht an die große Glocke hängen wollen – bei Facebook war nichts zu finden, bei Instagram ist ein kleiner Eintrag zu finden plus ein weiterer, auf dem das Schätzchen ganz klein zu sehen ist und Google weiß davon so gar nichts. Der Zufall wollte, dass ich in Lüttich war, es entdeckte und mitnehmen musste.
Die Simenon-Ecke
Credits: maigret.de
Neben der Kirche Saint-Pholien, Maigret-Freunden tönt der Name wohlvertraut, gibt es ein kleines Antiquariat mit dem Namen »A L'Enseigne Du Commissaire Maigret«. Die Formulierung, dass ich jedesmal in diese Buchhandlung ging, wenn ich in Lüttich war, klingt ziemlich großkotzig und entspricht trotzdem der Wahrheit. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ich bisher nur dreimal in der Stadt gewesen bin. Bei dem diesjährigen Besuch steuerte ich direkt auf die Simenon-Ecke zu, die – wie nebenstehend zu sehen ist – gut beschriftet ist. In diesem Refugium für Simenon-Titel glitt der Blick zuerst über die Reihen von Büchern. Aus den Augenwinkel nahm ich orange-schimmernd etwas war, was in einer Tüte war. Irgendwelche Prospekte dachte ich und packte die Tüte sogar etwas beiseite.
Die Ausbeute aus dem Laden hätte gewiss anders ausgeschaut, wenn wir das Antiquariat zu Beginn des Urlaubs besucht hätten. Hat man aber eine Rundreise in Frankreich hinter sich und der Kofferraum ist mit Leckereien gut gefüllt, so hält man sich bei einem Besuch in der einer Buchhandlung zurück. Außerdem rede ich mir immer noch ein, dass ich die Bücher von Simenon nicht sammeln würde. Eine Einkaufsoffensive hätte diese trügerische Eigenwahrnehmung schnell zerstört. Also kam ich zurück zu dem Tütchen und nahm eine der Broschüren heraus.
Da sah ich, dass es sich gar nicht um Werbematerial handelt. Werbung ist üblicherweise nicht mit einem Preisschild versehen, zumindest nicht für den Konsumenten selbiger.
Une enquête de l'inspecteur Maigret
Credits: Philippe Sadzot
Das, was ich da in den Händen halte, ist ein wenig schwierig mit einem Schlagwort zu versehen. Die Zeichnungen sind im Comic-Stil gehalten. Gedruckt wurde es auf A3 und dann zusammengefaltet, ohne es zu binden. Den Broschüren-Charakter erhält es, weil es sich erst einmal durchblättern lässt. Für die Betrachtung der gesamten »Untersuchung« muss das Quasi-Heftchen auseinander gefaltet werden.
Zwischen den einzelnen Abschnitten in dem Papier sind Löcher. Zuerst dachte ich: »Ohh, meins ist kaputt!«, aber dann wurde mir schnell klar, dass da nichts defekt ist, sondern dass diese gebraucht werden, um es gut falten zu können.
Erzählt wird weniger eine Geschichte, sondern man bekommt ähnlich einem Wimmelbuch einzelnen Szenen aus dem Arbeitsleben des Kommissars dargestellt. Samt aller Klischees, die zu der Figur gehören – wie seine Pfeife und sein gesunder Appetit. Ist eher eine witzige Angelegenheit, die mit viel Liebe gezeichnet wurde. Hilfreich ist auch, dass der Maigret keinem der bekannten Schauspielstars ähnelt und mit einem Mondgesicht daherkommt.
Produziert wurde dieses – ich bin mir immer noch nicht schlüssig, wie ich es nennen soll – Heftchen im Siebdruck mit einer (limitierten) Auflage von 100 Stück. Es kostet acht Euro und ich bin der Überzeugung, dass dies fast geschenkt ist. Der Wermutstropfen bei der Geschichte: Ich kann keine Bezugsquellen nennen, mit Ausnahme der Buchhandlung, in der ich es gekauft habe.