Pierre Assouline – »Simenon«

Verdient und notwendig


Diesen Monat hatte maigret.de Geburtstag – da darf ich mir doch etwas wünschen, oder? Mein Ansinnen ist nicht bescheiden, das gebe ich unumwunden zu. Ich möchte aber festhalten, dass ich wenig Wünsche habe, die derart vernünftig sind wie dieser: Es wäre mal wieder Zeit für eine Biografie über Georges Simenon, die auch in deutscher Sprache vorliegt.

Will man sich über Simenon informieren, bleiben einem im Augenblick zwei Möglichkeiten: Entweder man besorgt sich eine Biografie in einem Antiquariat – oder irgendwie gebraucht im Internet – oder man liest die »Intimen Memoiren« von Simenon.

Der Nachteil der ersten Option ist, dass man auf Material zugreift, was seit dreißig Jahren vorliegt. Zu dem Zeitpunkt dürfte die letzte Biografie von Simenon herausgekommen sein und die wurde von Diogenes veröffentlicht. Es ist nur eine Vermutung: Man wird in der Zwischenzeit vielleicht die eine oder andere neue Erkenntnis haben und zu geänderten Bewertungen gekommen sein.

Dass man auf eine neutrale Beschreibung verzichten muss, wenn man die zweite Variante wählt, und sich die Geschichte Simenons Leben von ihm selbst erzählen lässt, dürfte klar sein – außerdem ist das, was er von seinem Leben erzählt sehr lückenhaft. Für die am Schriftsteller Interessierten ist dieses Werk gewiss von Bedeutung. Aber die Memoiren Simenons sollten nur eine Quelle darstellen.

Möglichkeiten?

Die gibt es. Die Biografie von Pierre Assouline gilt als herausragendes Werk. Mein Argument, was das Alter angeht, greift hier nicht richtig, denn das Werk stammt aus dem Jahr 1998 und hat somit schon zwanzig Jahre auf dem Buckel. Vielleicht ist eine solche gewichtige Übersetzung in das Deutsche auch die Gelegenheit für den Autor, sein Werk zu überarbeiten. Wer weiß?

Ich habe die Biografie von Assouline selbst nicht gelesen, da mein Französisch nicht auf einem Niveau ist, dass ich ein wirkliches Vergnügen daran empfinden würde. Deshalb wäre es keine schlechte Idee, wenn sich ein Verlag finden würde, der die Übersetzungsarbeit in Auftrag geben und die Veröffentlichung vornehmen würde, um uns Simenon-Fans zu erfreuen. Wenn man es schon nicht als Geburtstagsgeschenk für maigret.de betrachten möchte …

Ich habe da, man mag es nicht glauben, durchaus einen Verlag im Blick. Es ist mit nicht nur zugetragen worden, ich habe es auch selbst vernommen, dass sich Daniel Kampa mit diesem Gedanken trägt, ein solches Projekt anzugehen.

Die genannte Biografie ist ein ganz schöner Brocken, vielleicht ein gewaltiges Vorhaben für den noch jungen Zürcher Verlag. Man darf auch nicht ernsthaft erwarten, dass es ein Bestseller werden wird.

Crowdfunding war die Idee, die Daniel Kampa hatte, und ich kann mich für diesen Vorschlag durchaus begeistern (auch wenn meine Erfahrungen mit den Ergebnisse des Crowdfunding eher durchwachsen, teilweise verlust- und leidvoll waren). Aber es gibt noch einen anderen, altmodischen Begriff, den man auch nutzen könnte: Subskription. 

Damit habe ich jahrelang hervorragende Erfahrungen gemacht, wenn es um gute Weine ging und mir ist nicht entgangen, dass es solche Projekte auch in der Verlagsbranche gab. Letztlich ist es das Gleiche wie das neumodische Crowdfunding, nur dass die Organisation und Abrechnung vom Verlag selbst vorgenommen wurde. 

Nur zu!

Den neumodischen Krams namens Crowdfunding kann man so aufziehen, dass er weitere Anreize für die Unterstützer bietet. Man könnte unterschiedliche Packages anbieten, die den geschätzten Interessenten motivieren, ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen – von einer Erwähnung als Unterstützer im Buch bis hin zu gemeinsamen Abendessen mit den Übersetzern und dem Verleger. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Wie groß das Interesse ist, wird man nur herausfinden, wenn man es angeht. In den Händen eines Verlages wie Kampa scheint mir das gut aufgehoben – dort hat man die Fachleute, die sich mit Rechten, Übersetzung und Produktion auskennen. 

Ich bin gespannt, ob das mit meinem Geschenk vielleicht irgendwie klappt!

PS: Die Überschrift mag jetzt eine wenig unbescheiden klingen. Oft ist es so wie in diesem Fall, dass ich eine Überschrift habe und einen Titel, jedoch nicht genau weiß, wie sich der Beitrag entwickeln wird. Hier war das auch so und so will ich betonen, dass mit »verdient und notwendig« gemeint ist, dass Simenon unbedingt eine verfügbare deutsche Biografie benötigt.

Wenn jemand das unmittelbar als Belohnung für das Wirken von maigret.de bezogen hat – ja, das kann ich auch nicht verhindern.