Bildnachweis: Depardieu als Maigret -
Vorboten
In Frankreich startete der Maigret-Film mit Gérard Depardieu Ende Februar. Außerhalb des französischen Sprachgebietes müssen sich die Zuschauer gedulden. In Spanien kommt er im Mai und für Deutschland steht bisher kein Termin fest. Für die Ungeduldigen, die die Atmosphäre des Streifens atmen wollen, stellt der Score einen Ausweg dar.
Dieser ist in digitaler Form (bei den üblichen Verdächtigen) ohne Probleme erhältlich. Die Filmmusik umfasst elf Stücke und bei 21 Minuten Länge hatte ich kurz den Gedanken, dass es damit leicht auf eine Seite einer Langspielplatte gepasst hätte. Bliebe nur die Frage, was die Plattenfirma mit der B-Seite angefangen hätte.
Komponist der Filmmusik ist Bruno Coulais – ich habe mich sehr gefreut, als ich das vorab las. Mir ist seine Musik zu »Les Choristes« (hierzulande: »Die Kinder des Monsieur Mathieu«) aus dem Jahre 2004 lebhaft in Erinnerung. Nun hat sich der 68-Jährige daran gemacht, den Kommissar-Film zu vertonen.
Die Stimmung
Die Stimmung seines Filmes ist vergleichbar mit der Musik, die Laurent Petitgirard für die Verfilmungen mit Bruno Cremer geschrieben hat. Wer also eine fröhliche und beschwingte, an Paris erinnernde Untermalung denkt, der liegt komplett daneben. Es ist orchestrale Musik, in der einmal das Klavier das Thema vorgibt, mal die Streicher. Eingängige Melodien sind eher selten, am ehesten noch dann wiederzufinden, wenn das Maigret-Thema auftaucht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es keine Musik ist, die man im Auto hören sollte – entweder geht sie unter und man nimmt sie kaum wahr (was auch daran liegt, dass die Musik leise ist) oder man schläft dabei ein.
Hat man das erste Stück gehört, das Thema des Maigret-Filmes, dann kennt man den Rest des Scores. Da fragt sich, für wen sich der Kauf der Scheibe lohnen würde: Vielleicht für Leute, die sich im Frühling in eine ruhige, ein wenig trübselige Stimmung bringen wollen.
Diese traurigen Zeilen habe ich geschrieben, während ich mir die Filmmusik das dritte Mal angehört habe.
Kein Hurra der Zuschauer
Schaut man sich die Bewertungen des Films bei IMDb bessert sich die Stimmung nicht unbedingt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben sich erst 186 Leute bereit gefunden, ihre Stimme abzugeben. Diese ist mit einem Schnitt von 5,9 nicht gerade berühmt, um es einmal wohlwollend zu formulieren.
Aber vielleicht gibt es einen gewissen Hoffnungsschimmer. Nehmen wir einfach mal an, dass sich eine ganze Reihe von Leuten genötigt sahen, mithilfe der Bewertung dem Hauptdarsteller Depardieu eines auszuwischen. Gründe genug gibt er einem. Da wäre seine Bewunderung für Putin und es stehen die Vorwürfe im Raum, dass er sein Geschlechtsteil nicht so im Griff hat, wie es von einem zurechnungsfähigen Mann erwartet wird. Das ist eine Vermutung von mir, denn die Bewertungen in der Presse tendieren in eine positive Richtung.
Der Film ist zwar sehr düster, so startet er und die Stimmung ändert sich nicht. Die Story beginnt bei einem Arzt, der versucht ihm vom Rauchen abzubringen. Grant Watson schreibt, dass der Film sehr altmodisch daherkommt – trotzdem wäre es ein Gewinn für die Reihe der Maigret-Verfilmungen. Auf »Screen Dayly« zeigt sich Lisa Nesselson sehr angetan von der Verfilmung, die sie als wunderbar atmosphärisch empfindet und die Darstellung des Kommissars melancholisch. Sie vermutet, dass sich manche Zuschauer gelangweilt fühlen könnten – das wäre der Preis dafür, dass die Geschichte auf altmodische Art und Weise erzählt würde. Die Rezensentin ist beeindruckt von der Detailverliebtheit Lecontes.
Die französischen Kritiker (freiberuflich und angestellt) beurteilten den Film mit einer Note von 3,9 (von 5) – das kann man durchaus als Note »gut« durchgehen lassen. Die Zuschauer dagegen urteilten wesentlich härter: Bei einem gegenwärtigen Stand von über 1.000 Bewertungen kommt die Verfilmung auf eine Note von 2,9 – das entspricht ungefähr der Benotung, die sich auch auf IMDb wiederfindet.