Mögliche Urlaubslektüren


Eigentlich wollten wir dieses Jahr nach Amerika in den Urlaub. Nach langer und intensiver Diskussion stand fest, nein, Amerika doch nicht. Dann brachte ich Polen ins Spiel: wenn schon nicht Amerika-Abenteuer, dann sollte man es zumindest in Europa versuchen und Polen bot sich da an. Allerdings konnte ich mich mit diesem Vorschlag in letzter Instanz nicht durchsetzen und so fahren wir, Überraschung!, nach Frankreich.

Kurz nach dieser Entscheidung fiel mir dieser Titel von

Bill Bryson

in die Hände und ich las und las und las. Dabei bekam ich Appetit. Nun hatte sich Bryson bei dieser Reise nicht durch Polen oder Frankreich begeben, sondern durch seine alte Heimat Amerika. Ich dachte mir beim Lesen, Du könntest Dir das dieses Jahr auch wieder anschauen und Du währst gewarnt worden, denn Bryson zeigt auf, wo die Gefahren liegen, wo es stocklangweilig ist.

Wer eine Vorliebe für abstruse Geschichten hat, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Besser gehts doch eigentlich gar nicht!

Bill Bryson ist als Jüngling, so möchte ich es mal sagen, ausgewandert. England war sein Ziel, dort traf er auch seine holde Ehefrau und verbrachte nun dort die nächsten Jahre. Nach vielen Jahren machte er sich auf und eroberte seine alte Heimat neu (was mit diesem Buch, welches 1988 herausgebracht wurde, geschieht), später wechselte er ganz nach Amerika und machte sich von dort aus über die Menschheit lustig.

Ausgangspunkt seiner Reise ist Des Moines, seine alte Heimat in Iowa. Er kehrte kurz zurück an den heimischen Herd und machte sich von dort auf. Seine Reise, und damit sein Buch, ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil seiner Reise führte ihn nach Osten und an so unwahrscheinliche Orte wie das »Belive It or Not!«-Museum, er besucht Gettysburg und New York, durchfährt die kleinsten Bundesstaaten der USA, die sich in denen des Westens locker verstecken können und schwelgt in den Schönheiten der Südstaaten. Ein wichtiger Punkt im zweiten Teil ist die Küche: zieht man westwärts wird sie immer schlechter, die Bedienungen immer unfreundlicher. Auf dieser Reise, die ihn in Nevada landen lässt, in der er Kalifornien zügig durchquert, muss er häufiger mal darben und trifft im Norden auch noch auf ausgesprochen unfreundliches Personal. Bryson unterhält und bringt jede Menge nutzlose aber sehr witzige Informationen mit unter. Im nächsten Jahr, da bin ich mir sicher, da könnte es Amerika als Urlaubsziel werden.

Eine Kreuzfahrt dagegen ist erst einmal nicht in der Planung. Man weiß nie, nachher wird man von erbosten und fremdgesteuerten Walen angegriffen. Man hört ja so viel. Und liest: in diesem Fall Frank Schätzings Roman »Der Schwarm«. Scheint anfangs noch alles auf komische Zufälle hinzudeuten, wird nach und nach deutlich, dass da etwas im Meer lebt, was den Menschen nichts Gutes will. Das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen – Müllverklappung und Überfischung seien nur zwei Stichworte, die Meeresbewohner in Wut bringen könnten. Der Roman ist denn auch ein tausendseitiger Appell, unser Verhalten gegenüber der Umwelt zu prüfen. Ob er fruchtet, warten wir es ab, Schätzing ist in jedem Fall ein gut lesbarer, unterhaltsamer und spannender Roman gelungen.

Wem nach ein wenig Ernsthaftigkeit zu Mute ist, der wird in diesem Sommer auch prächtig bedient. Man möge in jede beliebige Bahnhofsbuchhandlung gehen und sich einfach nach der SZ-Bibliothek umschauen. Bis zum August, in dem vermutlich der Simenon erscheint (siehe »Der Mann, der den Zügen nachsah«), ist es noch ein wenig hin, aber es gibt in der Reihe ja durchaus anderen lesenwerte Romane. Umberto Eco hatte ich nun vor Jahren schon gelesen, muss ich jetzt nicht unbedingt noch mal haben, aber der erste Band aus der Reihe – Milan Kundera »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« hatte mich schon mal gefesselt, Grass ist auch zu haben.

Dieses sollen nur kleinere Anregungen sein, was man so im Urlaub lesen kann. Denn von Pfingsten bis Ende Juni bin ich im selbigen und dann wird sich hier nicht so viel tun…