Die Herbstvorschau von Kampa

Das große Schieben


Die Durchsicht des gerade erschienenen Herbstprogramm des Kampa-Verlages, ließ erahnen, dass etwas nicht zusammenpasste: Der Audio-Verlag hatte eine ganze Reihe mehr Maigret-Titel angekündigt, als nun in der Vorschau aus Zürich zu finden waren. Auch wäre zu erwarten gewesen, dass es den einen oder anderen großen Roman gegeben hätte – aber für den Herbst ist nur der »Tropenkoller« zu erwarten.

​Also Corona auch hier. Die Verlage schrauben ihre Programme zurück, da die Buchhändler keine neuen Bücher ordern wollen. Die Lager sind voll, die Leute kommen nicht in die Läden, um sich mit neuen Titeln zu versorgen. Bestseller gehen immer, aber die anderen Bücher, die ihr Publikum erobern müssen, haben es im Augenblick schwer. So wie die Buchhändler und in der Folge auch die Verlage. Letztes Glied in der Kette sind übrigens die Schriftsteller, die noch nicht so etabliert sind und es auch ohne Corona schwer haben, sich im literarischen Wettbewerb zu behaupten. Das Problem hat Simenon in Person nicht mehr…

Es steht also gar nicht die Frage im Raum, ob die Situation Konsequenzen für die Simenon-Titel hat. Es geht nur um die Frage, welche. Das Herbstprogramm in den letzten Jahren kündigte schon Titel im Sommer an – Juni, Juli, August; Monate, die man weniger mit Herbst in Verbindung bringt. Dieses Jahr startet das Herbstprogramm im Herbst. Die ersten Maigret-Titel sind für den Oktober geplant.

Das Jetzt

Diese Verschiebung ist der Entscheidung geschuldet, die ab Mai anstehenden Maigret-Titel zu verschieben. Da waren noch einige geplant – sobald ich konkretere Daten habe, werde ich sie nachreichen. Aber von den geplanten Simenon-Titeln werden im Mai nur zwei erscheinen:

  • »Die Verlobung des Monsieur Hire« und
  • »Maigret und der geheimnisvolle Kapitän«.

Die anderen schon angekündigten Bände werden später erscheinen. Die angekündigten Termine in der neuen Vorschau sollten auch nicht als in Stein gemeißelt angesehen werden. Viel hängt davon ab, wie sich die nächsten Wochen und Monate entwickeln werden.

Der Band »Die Jahre mit der Leica«, der Fotografien von Simenon enthalten sollte, wird übrigens erst für den März nächsten Jahres avisiert.

Geschichten jenseits von Maigret

​Hier ist der große Afrika-Roman »Tropenkoller« angekündigt, der am 24. September erscheinen soll. Die Ausgabe basiert auf der Übersetzung von Hansjürgen Wille und Barbara Klau, wurde aber von Ulrike Ostermeyer komplett überarbeitet. Ein Nachwort gibt es von William Boyd. Die letzte Ausgabe dieses Romans erschien vor zehn Jahren (damals noch bei Diogenes), also ganz so rar ist der Roman nicht.

Ganz anders schaut es mit dem zweiten Titel aus, den wir im Herbst erwarten. Die Geschichten aus der Agence O stellen eine Erstveröffentlichung im deutschsprachigen Raum da. Ein Inhaltsverzeichnis liegt noch nicht vor, sobald ich dieses habe, wird es hier nachgetragen (vorher taucht es leider aus technischen Gründen auch nicht in der Bibliographie auf). Susanne Röckel übersetzte vier der Geschichten um die Agentur. In der Vorschau wird darauf hingewiesen, dass sie die Übersetzung der Akten so gar nicht entspannend fand, das der Ton sehr lakonisch gehalten ist und die von Simenon ausgedachten Rätsel ihr einiges Kopfzerbrechen bereiteten. Da sind wir mal gespannt, was uns da am 22. Oktober erwartet.

Nun zu Monsieur Maigret

​Wer ein wenig weiter in die Zukunft schauen möchte, der kann das bei den Informationen für die Hörbücher gern vornehmen. Die Titel, die dort angekündigt sind, sind so geplant wie notiert, aber werden von Kampa in einer weiteren Vorschau angekündigt. Es ist durchaus möglich, dass sich noch Verschiebungen ergeben – hoffen wir es mal nicht.

Wird an der Stelle nicht erwähnt, dass es sich um Neuübersetzungen handeln, dann basieren die Übersetzungen auf den Kiepenheuer & Witsch-Übersetzungen von Hansjürgen Wille und Barbara Klau.

Bei »Maigret und die Schleuse Nr. 1« handelt es sich nicht um eine neue Entdeckung, sondern man hat sich mit dem neuen deutschen Titel mehr an dem Originaltitel orientiert.

Im Beitrag zur letzten Vorschau wurde notiert, dass der Roman »Maigret lässt sich Zeit« vorgezogen worden ist, da es den Wunsch einer älteren Dame aus Österreich gab. Mir wurde bestätigt, das egal was an Verschiebungen auf uns zukommt, dieser Maigret sich keine Zeit mehr lässt und im November erscheinen wird.

Ein kleines Augenmerk sollte auch auf die Retro-Ausstattung geworfen werden. Während die ersten Retro-Ausgaben sich noch an Covern alter französischer Ausgaben orientierten, erinnern einen diese Illustrationen an die Cover der im gleichen Haus erscheinenden Lépic-Romane. Retro daran ist aber auf jeden Fall, dass wieder ein Kommissar mit Pfeife zu sehen ist.