Großnichte Simenons wegen Mordes verurteilt


Nachfolgende Meldung stammt aus der FAZ vom 6. Juni 2002: »Ein Brüsseler Schwurgericht hat Gèneviève Simenon, die Großnichte des aus Lüttich stammenden Krimiautors Georges Simenon, wegen Mordes an ihrem Lebensgefährten zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Die Tat, derentwegen die 42 Jahre alte Verwandte schuldig gesprochen wurde, könnte aus einem der psychologisch-hintergründigen Romane des Erfinders von Kommissar Maigret stammen. Eine nicht mehr ganz junge Frau wird von ihrem Partner malträtiert, sie wird beschimpft, erniedrigt, gequält und geschlagen. Eines Tages sieht Genevieève Simenon rot und erschlägt ihren Peiniger Georges Temperman mit einem Holzhammer. Das war vor zwei Jahren. Für Kommissar Maigret hätte es nicht viel zu tun gegeben, denn Frau Simenon, eine Rheumatologin, gab die Tat sofort zu. Temperman hatte sie wieder einmal gedümtigt und schließlich gewürgt. Für das Gericht war der Fall klar. Es folgte weitgehend der Argumentation der Verteidigung; sie hatte geltend gemacht, dass das Opfer mitschuldig sei. So fand die Verwandte Simenons milde Richter und wurde nach der Urteilsverkündung auf freien Fuß gesetzt. Die Freunde des berühmten Schriftstellers aber dürfen rätseln, was der berühmte Verwandte aus dieser Geschichte gemacht und welchen Titel er diesem allerletzten Roman gegeben hätte: »Tempermans Tod«, »Die Nichte mit dem Hammer« oder »Maigrets leichtester Fall«? Leider ist Georges Simenon vor dreizehn Jahren gestorben.«